Wien - Sozialminister Herbert Haupt (F) hat das Pflegekarenz-Modell von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) für sterbende Angehörige entgegen früherer Kritik nun doch grundsätzlich begrüßt, aber als nicht ausgegoren bezeichnet. Die finanzielle Absicherung bei der Sterbekarenz sei wichtig, betonte Haupt in einer Aussendung. Er hielte es aber dennoch für die Sache dienlicher, hier gemeinsam ein wirksames Modell zur Sterbekarenz zu entwickeln, welches auch die Chance einer Verwirklichung hätte. "Mir geht es darum, Sterbebegleitung auch finanziell abzusichern und Angehörige in einer so schweren Situation nicht alleine zu lassen. Wer einen Sterbenden pflegt, darf dadurch keinen wie immer gearteten Nachteil erleiden", betonte Haupt, der Bartenstein zu Verhandlungen aufforderte. "Kümmert sich um Dinge, die ihn nichts angehen!" Zuvor hatte Haupt den Vorschlag von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V), eine Karenz für die Pflege sterbender Angehöriger einzuführen, abgelehnt. Er bezeichnete in der "Kleinen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe) den Plan Bartensteins als "zu dürftig, zu vordergründig, zu plakativ. Es hängt mir auch beim Hals heraus, dass sich Kollege Bartenstein immer um Dinge kümmert, die ihn nichts angeben", empört sich Haupt. Für den Sozialminister ist jedes Karenzmodell ohne finanzielle Absicherung der Pflegenden nicht akzeptabel. Haupt wirft Bartenstein vor, "das Pferd wird beim Schwanz aufgezäumt. Das kann nicht in einem finanziell leeren Raum abgehandelt werden". "Überhaupt kontraproduktiv" Nach dem Vorstoß von Bartenstein sollen ArbeitnehmerInnen, die ihre sterbenden Angehörigen pflegen, künftig arbeitsrechtlich abgesichert werden. Dazu zählten Rückkehrrecht an den Arbeitsplatz, Kündigungsschutz wie auch die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, um Freiraum für die Pflege zu erhalten. Allerdings könne man dafür keine "neuen Geldleistungen erfinden", so Bartenstein. Dies lehnt Haupt ab. "Das kommt für mich nur in Frage, wenn während der Karenz das Einkommen gesichert ist. Sonst können sich das nur Großindustrielle wie Bartenstein leisten", wirft der Sozialminister seinem ÖVP-Regierungskollegen vor. Haupt spricht von einem "unausgereiten Schnellschuss", der innerhalb der Koalition weder abgesprochen noch ausgereift sei. Der Plan Bartensteins sei "überhaupt kontraproduktiv, da Pflegekarenz allein zu wenig ist". "Erster Schritt in die richtige Richtung" Die von Bartenstein vorgeschlagene Idee einer Pflegekarenz für Sterbende ist unterdessen von den Oppositionsparteien grundsätzlich begrüßt worden. SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim will allerdings, während solcher Karenzzeiten die Deckung der elementaren Bedürfnisse gesichert sehen. Der grüne Sozialsprecher Karl Öllinger verlangte ebenfalls eine sozialrechtliche Absicherung. Eine Karenz für die Pflege sterbender Angehöriger sei aber prinzipiell zu begrüßen. Caritas-Direktor Michael Landau sprach von einem "ersten Schritt in die richtige Richtung". (APA)