Wien - Die gute Nachricht für die Agrarmarkt Austria (AMA) zuerst: Ihr Gütesiegel kennen laut einer im Auftrag des WWF durchgeführten Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Fessel-GfK über 80 Prozent der Österreicher. Zwei Drittel der Konsumenten glauben, dass die mit diesem Siegel gekennzeichneten Produkte aus biologischer Landwirtschaft stammen. Aber: "Mit diesem Bioschmäh muss Schluss sein", so WWF-Landwirtschaftssprecherin Simone Lughofer. Der WWF prüfe derzeit die juristischen Möglichkeiten, um die AMA zu einer Änderung ihrer Werbelinie für das Gütesiegel zu bewegen. Sowohl nach europäischer als auch österreichischer Rechtsprechung müssten nämlich Produkte, deren Kennzeichnung von einer signifikanten Zahl (15 Prozent) von Konsumenten als "Bio"-Kennzeichnung verstanden wird, auch biologisch produziert sein. Das sei bei AMA-Gütesiegel-Produkten nicht so, sagte Lughofer. Das Gütesiegel schreibe weder artgerechte Tierhaltung noch den Verzicht auf chemische Dünger oder Pestizide vor. Rechtliche Konsequenzen Denkbare rechtliche Konsequenzen seien Klagen auf Unterlassung, Widerruf oder Schadenersatz. Um einer solchen Klage zu entgehen, müsse die AMA ab sofort alle Werbemaßnahmen für das Gütesiegel unterlassen, die den Anschein erwecken, dass es sich um ein Gütezeichen für Bioprodukte handle, sagte Lughofer. Für die AMA würde das bedeuten, jede neue Werbekampagne vorher abtesten lassen zu müssen, ob diese nicht neuerlich mit "Bio" assoziiert werde. Das AMA-Marketing verwende derzeit nur 13 Mio. S (945.000 EURO) aus einem 212-Millionen-Budget für Biomarketing, kritisierte Lughofer. Sie forderte Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer daher auf, diesen Betrag mit Mitteln seines Ressorts auf "mindestens 26 Millionen Schilling" zu verdoppeln und das Geld zur gezielten Information der Konsumenten zu verwenden. (zwi, DER STANDARD, Printausgabe 22.6.2001)