Nach dem Rekordjahr 2000 leidet die deutsche Zeitungsbranche nun unter der schwächelnden Konjunktur und der damit verbundenen Zurückhaltung der Wirtschaft bei den Werbeausgaben. Im ersten Quartal seien die Anzeigenumfänge bundesweit um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen, sagte Volker Schulze vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) am Donnerstag in Berlin. Vor allem in Ostdeutschland sei die Lage "geradezu dramatisch".Verluste durch Tabak-Werbeverbot befürchtet Die gesamte Branche fürchte zudem im Falle eines totalen Tabak-Werbeverbots der EU-Kommission weitere Werberückgänge. Im vergangenen Jahr dagegen profitierten die Zeitungen - vor allem im Westen - noch vom Internetboom, Fusionsfieber sowie der allgemeinen Börsenkonjunktur. In den alten Bundesländern gingen die Anzeigenumfänge der lokalen und regionalen Abonnementzeitungen im ersten Quartal um 5,3 Prozent zurück. Im Osten gab es einen regelrechten Einbruch von 13,1 Prozent. Einen Ausweg aus der Krise erhoffen sich die Verlage durch eine gemeinsame Werbekampagne für Werbung in der Zeitung. Insgesamt wird der Werbeumsatz in Deutschland nach Berechnungen des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) in diesem Jahr um gut zwei Prozent auf knapp 34 Mrd. Euro (468 Mrd. S) steigen. Von diesem Kuchen wollen die Zeitungen ein möglichst großes Stück abhaben. Im "Ausnahmejahr" 2000 waren die Werbeausgaben noch um 5,6 Prozent geklettert und hatten vor allem bei den Medien für satte Gewinne gesorgt. Bedroht sehen die Zeitungsverleger ihre Einnahmen durch das von der Europäischen Kommission geplante neue Tabak-Werbeverbot. Schulze warf der Kommission in diesem Zusammenhang "ideologische Verblendung" vor und appellierte an die Bundesregierung, auch weiterhin das Werbeverbot konsequent abzulehnen. Ein erster Versuch der Kommission für ein entsprechendes Gesetz war im vergangenen Jahr vom Europäischen Gerichtshof gekippt worden. Zu den Klägern gehörte damals auch die Bundesregierung. "Es gibt kaum noch einen Verlag, der kein Online-Angebot hat" Eine kurzfristige Besserung ihrer Lage erwarten die Verlage auch nicht von den Internet-Aktivitäten, die dessen ungeachtet deutlich ausgebaut wurden. "Es gibt kaum noch einen Verlag, der kein Online-Angebot hat", sagte Schulze. Die Nachfrage sei beachtlich: Selbst regionale Verlage verzeichneten mittlerweile pro Monat mehrere Millionen "Besuche" auf ihren Websites. Allerdings sei der Verkauf der Internet-Inhalte weiterhin schwierig, sagte der BDZV-Hauptgeschäftsführer. Die gesamte Medienbranche könne aus Sicht des Verbandes kurzfristig keine Gewinne mit ihrem Internetangebot erwirtschaften. Das Netz sei daher für viele Zeitungsverlage eher eine langfristige Unternehmensstrategie. (APA)