Jakarta - Polizeiposten sind an Jakartas Tankstellen aufmarschiert, seit Indonesiens Regierung letzte Woche eine Benzinpreiserhöhung zuerst ausgesetzt und Stunden später dann doch verordnet hat. Ein Liter Benzin kostet aus westlicher Sicht immer noch lächerlich wenig - umgerechnet zwei Schilling -, doch die 30- Prozent-Erhöhung trifft einen Großteil der Bevölkerung hart. Nur mühevoll arbeiten sich die Indonesier aus Asiens schwerer Wirtschaftskrise vor vier Jahren heraus. Dabei wird es nicht nur bei Anhebung der Spritpreise bleiben. Regierung und Parlament haben sich auch auf die Streichung von Subventionen bei Strom und Telefon ab 1. Juli verständigt. Das Risiko ist groß - Der Sturz der Suharto-Diktatur hatte im April 1998 mit Protesten gegen eine Benzinpreiserhöhung begonnen. Doch der Weltwährungsfonds beharrt auf diesen Forderungen, und das politische Chaos in Jakarta mit einem Präsidenten, der die Ausrufung des Notstands androht, um seine Amtsenthebung abzuwenden, hat wichtige wirtschaftspolitische Reformen ohnehin lange verschoben. So haben die Regimekrise und ihr ungewisser Ausgang Spuren im viertgrößten Land der Welt hinterlassen: Die Regierung musste ihr Wachstumsziel von fünf auf 3,25 Prozent korrigieren, der neuerliche Fall der Rupiah von 7800 Rupiah für einen Dollar zum Zeitpunkt des Haushaltsentwurfs auf derzeit 11.000 hat das Budget aus den Fugen gebracht. Ausländische Investoren sind vorsichtig geblieben, die chinesische Gemeinschaft als größter Kapitalgeber im Land sorgt sich um ihre eigene Sicherheit. Sollte Vizepräsidentin Megawati das Amt des Präsidenten übernehmen, dürften Indonesiens Beziehungen zum IWF nicht unbedingt leichter werden - "Wir können uns nicht dem IWF ausliefern. Wir müssen vor allem unser Selbstvertrauen wieder finden", sagt Sutjipto, der Fraktionschef ihrer Partei. Ob Megawati tatsächlich der nationalen Haltung ihres Vaters Sukarno, Indonesiens Staatsgründers, folgt, ist ungewiss: Die Vizepräsidentin äußert sich öffentlich kaum. (DER STANDARD, Print, 22.6.2001)