Wien - 56,42 Milliarden Schilling - diese Schadenssumme verursachen die Straßenverkehrsunfälle laut Verkehrsministerium in Österreich pro Jahr. Werden noch die immateriellen Schäden (das menschliche Leid) in die Bilanz einbezogen, dann ergeben sich nach dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ) jährlich Kosten in der Höhe von 110 Milliarden Schilling. Ein Drittel davon könnte eingespart werde, so der Klub, wenn die Haftpflichtprämien fairer gestaltet würden.

Nur etwa drei Prozent der Lenker befinden sich in einer der acht Malusstufen der Kfz-Haftplichtversicherung, 45 Prozent dagegen in der höchsten Bonusstufe 0. Die Malusfahrer zahlen maximal das Doppelte der Grundprämie, die Bonusfahrer bis zu 50 Prozent weniger - und finanzieren so laut VCÖ die Crashpiloten überproportional mit. Die Relation von 1:4 in der Prämiengestaltung entspreche niemals einer fairen Behandlung zuverlässiger Fahrer.

Deswegen sollten Risikofaktoren (Alter, Geschlecht, regionale Herkunft) bei der Bemessung der Haftpflichtprämien stärker als bisher berücksichtigt werden. Frauen etwa zahlten laut VCÖ im Verhältnis zu ihrem tatsächlichen Unfallrisiko viel zu hohe Prämien. Auch die Herkunft müsse mehr ins Gewicht fallen (Klagenfurt hat ein mehr als doppelt so hohes regionales Unfallrisiko wie Wien).

Ein weiteres Mittel für eine fairere Kfz-Haftpflicht ist laut VCÖ der Punkteführerschein: Damit ließe sich auch das individuelle Fahrverhalten des jeweiligen Versicherungsnehmers beurteilen.

In Kalifornien wird ein solches System bereits angewendet: Bei der Berechnung der Haftpflichtprämien ist die Berücksichtigung des Punktestandes vorgeschrieben. Zuverlässige Fahrer haben sogar einen gesetzlichen Anspruch auf einen so genannten Good Drivers Discount.

In New York können Verkehrssünder mit Fahrtechnikkursen und Nachschulungen ihren Strafpunktestand senken. Den reuigen Lenkern werden nach Schulungen Bonuspunkte gutgeschrieben; zusätzlich gibt es mindestens zehn Prozent Ermäßigung bei Kfz-Haftpflicht und Unfallversicherung. (chr, DER STANDARD, Print-Ausgabe 22. 6. 2001)