Damals, als der Sommer noch mehrtägig war, damals im Juni 2000 schritt Horst in der Wiener Brigittenau auf seinen neuen, stubenreinen VW-Passat zu und machte eine grauenvolle Entdeckung. Am rechten hinteren Reifen klebte etwas, jemand, ein braunes Ding, ein Tier, ein Hund, ein Dobermann - Hektor: drei Pfoten auf dem Boden, ein Bein in der Luft, dazwischen ein gezielter Strahl, der sich an der silberglänzenden Radkappe brach. Am anderen Ende der Leine: Frau Anneliese. Sie stand Schmiere.
"Der Kerl rennt auf mich zu und wirft mich halbert um", erinnert sich die rüstige Pensionistin. Von Hektors Löscheinsatz am Reifen will sie nichts bemerkt haben. "Ich sag' der Dame, sie soll bitte den Hund einziehen, und sie zeigt mir den Vogel", entrüstet sich Herr Horst. Er will ihr nur einen "Klaps" gegeben haben. "Da stürzt sich die Bestie auf mich." - "Aber geh, spielen wollt' er", verteidigt ihn das Frauerl: "Er tut keiner Fliege was zuleide". (Denn die trifft er nicht, aber eine Radkappe ist groß genug.)
Jedenfalls spielte Hektor mit Herrn Horst ein wenig "Knöchel apportieren". Daraufhin fasste er den Hund am Hals. "Ich hab' aber nicht zugedrückt", beteuert er. "Wollten Sie seine Kragenweite messen?", fragt die Richterin. - Nein, er wollte dem Tier nur ein bisschen Respekt einflößen, gesteht er. "So hab' ich Hektor niemals röcheln gehört", kränkt sich Frau Anneliese. "Und am Abend wollt' er mir gar nichts essen."