Wenn Ihnen der Avantime nicht ganz so neu vorkommen sollte, wie er ist, so liegt das daran, dass sein Serienstart mehrfach angekündigt, aber ständig verschoben wurde - und an den fetzigen Werbespots. Der Grund für die Verzögerung war die komplizierte Kinematik der beiden 1,4 Meter langen Türen, doch nun ist es so weit, der Avantime wird am 19. 10. mit großem Tamtam in Österreich eingeführt.

Citroen war Avantgarde

Weil dabei ständig Begriffe wie Avantgarde und Nonkonformismus fallen, ein paar Bemerkungen dazu. Im Staffellauf um den Design-Avantgardisten unter den Autobauern hat Citroën das Staffelholz vor längerem abgegeben. Es blieb einige Jahre frei schwebend im marktfreien Raum, dann griff Renault beherzt zu.

Renault wird Avantgarde

Beim Avantime im Speziellen haben die Designer sich in Kunst und Architektur umgesehen. Der erste Renault, in dem sich manifestiert, was der oberste Designstratege Patrick Le Quement unter "Landmark-Design" versteht. Auch wenn das Interieur die brillante Schärfe der Studie verloren hat: Die Außenansicht geht praktisch 1:1 in Serie. Wobei wir prognostizieren, dass man sich an Front und Seitenansicht rasch gewöhnen wird, an das polarisierende Heck nicht.

Damit der Avantime nicht auf sein Neo-Geo-Popscherl fällt, haben ihm seine Väter das Stabilitätsprogramm ESP mit auf den Lebensweg gegeben. Im kurvenreichen Österreich serienmäßig. Was uns bei den ersten Fahrkilometern noch aufgefallen ist: Der interessante Franzose, der die Vorzüge von Minivan, Luxuslimousine, Coupé und Cabriolet in einem Auto vereinen soll, liegt satt auf der Straße. Ein Grund dafür ist, dass der Avantime, der auf der Plattform des aktuellen Espace steht, vorne und hinten eine breitere Spur bekommen hat.

Avantgarde = Aviatik?

Die Verarbeitungsqualität des vom STANDARD gefahrenen Testautos ließ deutlich zu wünschen übrig, doch das soll bei den echten Serienfahrzeugen ganz anders sein, versichert Renault. Was nun echt lässig ist, sind weniger die zwei Türen, bei denen man beim Zuwerfen ständig meint, sie schließen nicht richtig. Es ist dieses luftige Feeling. Per Knopfdruck gleitet das riesige Sonnendach zurück, versenken sich die vier Seitenscheiben. Und dann glaubst du fast, du sitzt in einem Cabrio. Seitlich ist alles offen, weil Renault die B-Säule wegrationalisiert hat, und das finden wir echt super. Nur zieht's dabei wie in einem Vogelhäusl.

Wer Angst hat, der Avantime verwandle sich sommers in einen Backofen, sei beruhigt, die ausgefuchste Klimaanlage kommt mit der warmen Jahreszeit (so sie noch kommen sollte) klar. Was motorisch noch kommen sollte: Ein 2,0-l-Turbo-Benziner (165 PS). Ein 2,2-l-Common-Rail-Diesel (150 PS) wird im ersten Halbjahr 2002 nachgereicht.