Landschaftsplaner haben ein besonderes Verhältnis zur Landschaft. Sie sehen sie nicht allein als Schutzobjekt, sondern als den Lebens- und Wirtschaftsraum, von dem und in dem wir leben. Professor Andreas Muhar: "Früher wurde oft versucht, den Schutz der Landschaft durch die Behinderung von Entwicklungen zu gewährleisten. Dieses Verständnis ist der Einsicht gewichen, dass ein Eingreifen mit Augenmaß und unter der Einbeziehung des Grundlagenwissens wie Biologie, Ökologie sowie sozialer Komponenten der Landschaft und den Menschen mehr Chancen gibt als der Versuch, Unaufhaltsames zu verhindern." Aus dieser Erkenntnis wurde ein Studium mit enormer Breite und vie- len Spezialisierungsmöglichkeiten. Die Inhalte umfassen ein Spektrum von Landschaftsplanung, Verkehrsplanung und -politik, Landschaftsbau und Ingenieurbiologie, Städtebau, Raumordnungs- und Regionalpolitik sowie Landschaftspflege und Naturschutz. Das bringt den AbsolventInnen hohe Kompetenz, aber keine Einengung der Berufsmöglichkeiten. Sie reichen von Zivilingenieur- und Architektenbüros, Umweltbeauftragungen, RaumplanerIn, in Kammern, Interessenvertretungen, NGOs oder im Management. Der Praxisorientierung wird bereits während des Studiums Vorrang gegeben. 50 Prozent des Institutspersonals werden aus unterschiedlichsten Forschungskooperationen mit der Wirtschaft und Industrie finanziert: Wüstenbegrünungsprojekte im arabischen Raum, das Besuchermanagement im Nationalpark Donauauen, Untersuchungen über die Vollumstellung auf ökologischen Landbau, Substratentwicklungstests in Nordafrika, Skipisten- und Golfplatzrekultivierung, Umweltverträglichkeitsprüfungen, Bewirtschaftungsmethoden im Sinne ökologischen Modellierens in Zentralamerika sowie für Wien die Untersuchung des Wasserhaushalts in Trinkwasserschutzwäldern. Dies stellt allerdings nur einen Teil der laufenden Projekte dar, unterstreicht Muhar. Die Projekte machen aber deutlich, dass sich die Tätigkeit der Landschaftsplaner nicht nur regional versteht, sondern durch die ganzheitliche Betrachtung international gesehen werden müsse. Unabdingbar dafür ist daher der Kontakt ins Ausland, der bereits während des Studiums entsprechend gepflegt wird. Und so sind fast die Hälfte der Diplomanden im Rahmen ihrer Diplomarbeit im "Auslandseinsatz" gewesen; selbstverständlich mit umfangreicher Unterstützung des Instituts. StudentInnen werden animiert, an internationalen Planungswettbewerben teilzunehmen, was auch im Rahmen von Lehrveranstaltungen ermöglicht wird und wo die direkte Vergleichbarkeit österreichischer und internationaler Qualifikationen gegeben ist. Die Betreuung erfolgt teamorientiert und ist einfach, da durch die kleinen Gruppen ein sehr intensives, enges Verhältnis zwischen StudentInnen, ProfessorInnen und AssistentInnen sichergestellt ist. "Massenbetrieb ist nicht unsere Stärke", lacht Muhar angesichts der Zustände anderer Universitäten. Er erwartet sich StudentInnen, die Inhalte hinterfragen, analysieren und kritisch diskutieren, um die Zukunft zu gestalten. Die Lust am Gestalten möchte Muhar als wichtigstes Motiv für die Studienentscheidung sehen. Wer sie mitbringt, werde hervorragende Chancen in Österreich wie auch im internationalen Einsatz haben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe 22. 6. 2001)