Wien - Zur Stunde laufen wieder hektische Verhandlungen über die insolvenzbedrohte Buch- und Medienhandelsgruppe Libro. Teilnehmer sind die bisherigen Eigentümer, Gläubigerbanken und Interessenten. Schon am Donnerstag Nachmittag waren wesentliche Alteigentümer von Libro - namentlich UIAG und Telekom Austria - willens, ihre Aktien "sofort" an das Bieterkonsortium um YLine-Chef Werner Böhm und den FP-nahen steirischen Industriellen Ernst Hofmann abzutreten beziehungsweise dieser Bietergruppe die Mehrheit von 50 Prozent und einer Aktie zu garantieren. Die Verträge dazu waren Donnerstag Abend schon fertig. Es gehe aber noch um "einige Details" im Zusammenhang mit den Forderungsnachlässen und Kapitalnachweisen, hieß es weiter. Völlig fraglich war am Freitagvormittag zudem, ob alle Banken den Deal mittragen würden. Von den Banken will das "Konsortium" 50 Prozent Nachlass. Für jedwede Libro-Lösung hatten die Kreditinstitute, bei denen der Konzern mit mehr als 2,3 Mrd. S in der Kreide steht, Mitte dieser Woche ein Einstimmigkeitsprinzip beschlossen. Geheimnis um Financiers nicht gelüftet Das Konsortium hatte in der Öffentlichkeit das Rätsel um seine Financiers bisher nicht gelüftet. Am Freitag verlautete aus informierten Kreisen, dass hinter der Bietergruppe auch der deutsche Handelsriese Metro - über seine Internet-Tochter Primus-Online -, die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) und ein weiterer Großkonzern stehen könnten. Fest steht, dass als Berater des Konsortiums Billa-Chef Veit Schalle fungiert. Der Chef der Softwarefirma YLine, Werner Böhm, hatte als Privatperson gemeinsam mit dem steirischen FPÖ-nahen Industriellen Ernst Hofmann und anderen Investoren vor einer Woche ein Übernahmeangebot für Libro gelegt. Libro passt gut zu Metro Die YLine Internet Business Services AG hält 49 Prozent an der Metro-Tochter Primus Online E-Commerce Services. Diese ist wiederum an der YLine Web Acces Service AG (YWAS) beteiligt, der Rest hält die Softwarefirma I-Online, an der wiederum die YLine beteiligt ist. Libro würde gut zum Handelsriesen Metro passen, hieß es. Mit dieser Lösung wäre auch für die Libro-Internet-Tochter Lion.cc gesorgt, für die die Metro-Internet-Tochter Primus Online Verwendung hätte. Die Styria-Gruppe, auf deren Angebot die Banken noch warten wollten, will bis heute, Freitag, Abend entscheiden, ob sie ein Übernahmeoffert legt, hieß es zur APA. Libro gehört (nach letzten offiziellen Daten im Firmenbuch) zu 10,3 Prozent der Unternehmens Invest Aktiengesellschaft (UIAG), zu 25 Prozent und einer Aktie der Telekom Austria, 14,7 Prozent hält die deutsche UIAG-Mutter DBAG (Deutsche Beteiligungs AG) in Frankfurt, 9,2 Prozent von Libro gehören dem Management, 11,5 Prozent der Anteile halten sonstige Privataktionäre, 29,3 Prozent sind in Streubesitz. (APA)