Geschlechterpolitik
"Ich kaufe keinen Schuh von Nike"
1500 Protestkarten gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen
Wien - „Früher hab’ ich mir
Nike-Schuhe nicht leisten
können und jetzt will ich sie
mir nicht mehr kaufen“, betonte Andrea Konrad, bekannt
als „Magenta“ aus der ersten
„Taxi Orange“ TV-Staffel. Sie
übergab am Freitag bei einer
Aktion der Clean-Clothes-Kampagne 1500 Protestkarten
an Nike-Österreich. Ihr Motiv:
„Ich bin dagegen, dass Kinder
und Frauen schwer hackln,
nur damit ich schicke Turnlatschen anziehen kann.“
Nike produziert pro Jahr 90
Millionen Sportschuhe, liegt
mit einem Marktanteil von 37
Prozent und einem Umsatz
von rund neun Milliarden
Dollar an der Spitze der Sportschuhindustrie. In 750 Standorten sind weltweit rund
600.000 MitarbeiterInnen beschäftigt. „In den wichtigsten Produktionsländern wie Indonesien, China und Zentralamerika arbeiten die meist jungen
Frauen und Kinder für einen
Hungerlohn“, kritisierte Nela
Perle, Aktivistin der internationalen Clean-Clothes Kampagne. Ziel ist die Einhaltung
von sozialen Mindeststandards, die sich an die Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation anlehnen.
Kritik ernst nehmen
„Wir nehmen die Kritik sehr
ernst und wir werden jede
einzelne Karte beantworten“,
versicherte die Nike-Sprecherin Petra Gold. Außerdem habe der Konzern bereits seit
1998 einen eigenen strengen
Verhaltenskodex und eine Abteilung, die sich auch um
menschlichere Arbeitsbedingungen in den Partner- und
Zulieferfirmen kümmere, betonte Gold. „Wir geben zu,
dass es Missstände gibt und
wir wollen in Zukunft auch
mit unseren Kritikern in einen
Dialog treten.“
Die Clean-Clothes-AktivistInnen bleiben skeptisch: „Bis jetzt hat die Firma
Nike jeden Kontakt vermieden. Wir müssen solche spektakulären Aktionen machen,
dass Sie uns überhaupt hören.“
(ask, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24.06.2001)