Wien - Die Banken sind die größten Libro-Gläubiger, ihnen schuldet die marode Handelskette 2,3 Mrd. S (167 Mio. EURO). Bei den Lieferanten steht der Konzern mit rund 730 Mio. S in der Kreide. Werden noch einige Verbindlichkeiten, die erst im Insolvenzfall entstehen würden, hinzugerechnet, kommt der Kredischutzverband in einer Überschlagsrechnung auf vier Mrd. S an Passiva. Dem würden rund 1,2 Mrd. S Aktiva gegenüberstehen.

Der Großteil der Lieferanten würde einem außergerichtlichen Ausgleich zustimmen. Statt der gesetzlichen Mindestquote in einem gerichtlichen Ausgleich (40 Prozent) wurde eine Quote von 50 Prozent geboten. Lieferanten mit einer Forderungssumme bis zu 1,5 Mio. S sollen voll bezahlt werden.

Die Banken haben am Freitag gedroht, ein gerichtliches Insolvenzverfahren in Gang bringen zu wollen, weil die Altaktionäre ihre Anteile an das Böhm/Hofmann-Konsortium verkaufen. Möglich wäre dies, indem die Banken bei Gericht einen Konkursantrag stellen, mit der Begründung, das Unternehmen sei bei ihren Forderungen zahlungsunfähig (das sprichwörtliche " Kredit fällig stellen"). Das Unternehmen kann darauf mit einem Ausgleichsantrag antworten, der wiederum das Konkursverfahren vorerst auf Eis legt. Libro müsste danach vor Gericht beweisen, dass ein Ausgleich zu schaffen ist. Im konkreten Fall würden Banken gerade so viel Geld in die Hand nehmen, dass Libro den Ausgleich und den Fortbestand schafft - ein "Hoffnungsausgleich" darauf, dass die Geldinstitute dann binnen zwei bis vier Monaten einen ihnen genehmen Käufer auftreiben.

Libro läuft gegen die Zeit, da am 30. Juni die Frist verstreicht, wonach vom Vorstand ein Insolvenzantrag gestellt werden müsste, da 60 Tage vorher von Wirtschaftsprüfern die bilanzielle Überschuldung festgestellt worden war. Wenn nicht frisches Geld nachkommt. (szem, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 23. 6. 2001)