Bei alten Patriarchen dauern Hofübergaben bisweilen etwas länger: Schon 1995 porträtierte die Wirtschaftswoche den "scheuen Erben" Christoph Dichand, zumal der "gerade für die Hofübergabe vorbereitet" wird. Gerade ist ein dehnbarer Begriff. Fast sechs Jahre später, an diesem Freitag, präsentierte Hans Dichand Christoph Dichand der Redaktion offiziell als seinen Nachfolger. Allein: Einen Zeitpunkt für die Hofübergabe nannte der amtierende Krone-Chefredakteur Hans auch diesmal nicht, der wie die Essener WAZ-Gruppe 50 Prozent an der Krone hält. Noch führt Hans mit 80 Lenzen die von rund 43 Prozent der Österreicher gelesene und schon deshalb meistgefürchtete Zeitung des Landes führt. Christoph ist Jüngster unter drei Geschwistern. Der älteste Sohn Dichands, Michael, geboren anno 1962, beschäftigte sich bisher lieber mit Harleyfahren und Biobauerntum. Seine Landwirtschaft im Burgenland rettete schließlich der Vater mit einer Millionenspritze, schon Jahre bevor er mit "Bauernmanifesten" um sich warf. Ja, natürlich, könnte man ergänzen: Abnehmer des Hofes ist die gleichnamige Billa-Biomarke. Heute weilt Michael vornehmlich in Los Angeles, über konkrete Betätigungsfelder ist wenig bekannt. Tochter Johanna Dichand wiederum leitete einige Zeit die Dichand gehörende und inzwischen nicht mehr existente Galerie Würthle. Beide zeigten offenbar wenig Interesse an Beruf und Berufung des Herrn Papa. Auch wenn der gerne jene Macht ausspielt, die er nach eigenem Bekunden nicht hat. Blieb also Christoph, heute 35. Er absolvierte das Jusstudium in Innsbruck samt Doktorat, wurde vom Papa seit Mitte der Neunzigerjahre durch die verschiedenen Abteilungen der Krone geschickt, alsbald aber auch im Gesellschafterausschuss der Mediaprint gesichtet, dem Leitungsgremium des den Zeitungsmarkt beherrschenden Zusammenschlusses von Krone und Kurier. Christoph ist zudem Vorstandsmitglied der Dichand Privatstiftung. Und verantwortet den sonntäglichen Farbmantel des Kleinformats, die Krone bunt. Eingebunden ist er dem Vernehmen nach auch in die Multimediapläne des Konzerns. Erfahrungen im Internet hat Christoph vor allem abseits der Krone gesammelt: Zusammen mit dem Sohn des Bautycoons Erwin Soravia gründete er im Vorjahr das Web-Auktionshaus OneTwoSold. Das zuletzt mit Geboten für das altehrwürdige Dorotheum in die Schlagzeilen kam. OneTwoSold-Partner in der Slowakei ist übrigens der deutsche Verlagsriese und News-Mutterkonzern Gruner + Jahr. Soravia und Dichand jr. gehört seit kurzem auch das Wiener Hilton. Ob Christoph Dichand einen Hund sein Eigen nennt, wie ihn sein Vater angeblich lieber streichelt, denn Macht auszuüben, ist nicht bekannt. (Harald Fidler, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24. Juni 2001)