London - Masernviren könnten für die Behandlung von Krebs von Bedeutung sein. US-Forscher haben entdeckt, dass eine abgeschwächte Form des Erregers, wie sie für Impfungen verwendet wird, in Mäusen bestimmte Tumore schrumpfen lässt. Dies berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature. Klinische Versuche am Menschen sollen demnächst beginnen. Das Forscherteam um Adele Fielding von der Mayo Clinic in Rochester in Minnesota entnahm Patienten Krebszellen und injizierte diese Mäusen. Die Versuchstiere bildeten anschließend Tumore im Lymphsystem. Eine Impfung mit den abgeschwächten Masernerregern verlangsamte ihr Wachstum und führte teilweise sogar zur Schrumpfung. Das war auch bei der Zugabe einer großen Dosis von Masern-Antikörpern der Fall. Diese Erkenntnis ist insofern von Bedeutung, da die meisten Erwachsenen aufgrund einer früheren Masernerkrankung oder Impfung Antikörper besitzen. Versuche, die die Sicherheit der injizierten Masernviren bestätigen sollen, wurden für einige wenige Patienten mit Lymphknoten-Krebs bereits genehmigt. "Bei erfolgreichen Tests mit niedrigen Viruskonzentrationen werden die Phase I-Studien mit erhöhten Dosen fortgesetzt", so Fielding optimistisch. "Werden noch mehr Viren verschiedener Familien gefunden, die auf verschiedene Krebstypen zielen, muss es auch eine gemeinsame Eigenschaft innerhalb der Krebszellen geben, die von allen Viren genutzt wird. Die Entdeckung jenes Merkmales wäre ein Meilenstein in der Krebs- und Virenforschung", so der Experte für infektiöse Erkrankungen, Patrick Lee von der University of Calgary in Kanada. (pte)