London/Rom - Die Entscheidung der Regierung in Belgrad, eine Kooperation mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag einzugehen und derart den Weg für eine mögliche Auslieferung von Ex-Präsident Slobodan Milosevic freizumachen, wurde am Sonntag in der internationalen Presse kommentiert. Der Londoner "Independent on Sunday" kommentiert: "Das letzte Kapitel in der blutigen Geschichte des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten hat begonnen. Milosevic, der den Zusammenbruch seines Landes und mehrere Kriege mit Hunderttausenden von getöteten Zivilisten dirigierte, steht jetzt das demütigende Erlebnis bevor, in ein UN-Flugzeug gepackt und auf eine Reise ohne Rückflugticket in die Niederlande geschickt zu werden." "The Observer" schreibt: "Der Schlächter vom Balkan kommt vor Gericht. Milosevics Tage in Jugoslawien sind gezählt. Schon werden erste Instruktionen der seit langem geplanten Operation seiner Auslieferung in die Tat umgesetzt. Nach seiner Ankunft in einem schwer bewachten NATO-Flugzeug auf dem Flughafen Amsterdam-Schiphol wird er von einer speziellen Sicherheitseinheit in den Küstenort Scheveningen gebracht werden. Und wenn er dann zur ersten Vernehmung durch den befestigten Hintereingang eines ehemaligen Versicherungsgebäudes gebracht wird, in dem nun das Gericht residiert, dann, ja dann wird sich der Schlächter vom Balkan endlich vor Gericht für seine Verbrechen verantworten müssen." "La Repubblica" (Rom) meint: "Welch spitzfindige Rache der Geschichte und welch außerordentliche Lektion. Slobodan Milosevic ist dabei, an Den Haag ausgeliefert zu werden, genau in dem Moment, in dem vor zehn Jahren die Auflösung Jugoslawiens begann, wozu der serbische Volkstribun mehr als jeder andere beitrug. In Belgrad hat eine nachlässige Regierung die Grundlage für die Überstellung an das internationale Tribunal geschaffen, nicht weil sie dies als dringlich betrachtete, sondern weil dies der amerikanische Kongress forderte für die Zustimmung zu jener Geberkonferenz, von der Belgrad eine Milliarde Dollar erhofft. Und weil die Alternative für Serbien der Bankrott wäre." (APA/dpa)