Wien - Im Kampf zwischen Finanzminister Karl-Heinz Grasser und ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz ergreift Bundeskanzler Wolfgang Schüssel die Partei seines früheren Ministerkollegen. "Es hat hier die Regierung absolut nichts zu reden, und das ist auch gut so", sagte Schüssel zum S TANDARD über die jüngsten Angriffe der FPÖ auf Ditz.

Grasser hat am Freitag das "katastrophale" Bild der ÖIAG in der Öffentlichkeit beklagt und ultimativ eine Lösung der Personalfragen in der Telekom Austria und der AUA gefordert. Ohne Ditz beim Namen zu nennen, sprach er von "Fehlleistungen, die nicht akzeptabel sind". Dem Vernehmen nach wird seit Wochen von der FPÖ die Ablöse des ÖIAG-Sprechers betrieben.

Ditz reagierte auf die Angriffe, indem er in der "ZiB 2" am späten Abend anrief und erklärte: "Ich lasse mir vom Herrn Finanzminister über die Medien kein Ultimatum stellen." Er lehne jede Einmischung von der Politik ab und hoffe, "dass der Finanzminister das ÖIAG-Gesetz gelesen hat und sich daran hält".

Schüssel ergreift nun für seinen früheren Ministerkollegen Partei: Es dürfe "keinen Zuruf von außen geben, die Arbeit muss im Inneren gemacht werden, von den Profis, die aktienrechtlich die Veantwortung tragen". Und weiter: "Geben wir den Profis in der ÖIAG zwei Jahre Zeit, und beurteilen wir dann die Performance der Gesamtgruppe. Ich bin überzeugt, in zwei Jahren haben die alles im Griff." Ohne Grasser zu nennen, betonte er, dass "niemand von irgendeiner Intervention des Bundeskanzlers berichten kann. Ich halte das für einen Lattensprung an Fortschritt."

Warten auf AUA

Schüssel lobte die Leistung von OMV, Böhler-Uddeholm und Voest Alpine (bisher VA Stahl) und wies darauf hin, dass die Probleme der AUA die Folge der Krise der europäischen Luftfahrtindustrie seien. Für die Schwierigkeiten der Telekom seien die früheren SP-Minister verantwortlich, die die Privatisierung des Unternehmens nicht rechtzeitig vorbereitet hätten.

Entscheidend für das weitere Schicksal von Ditz ist der AUA-Aufsichtsrat am Mittwoch, wo die von Ditz verkündete Ablöse der Vorstände Herbert Bammer und Mario Rehulka beschlossen werden soll. Noch ist unklar, ob die Vertreter der Großbanken Bank Austria, RZB und Bawag dem Wechsel zustimmen oder Ditz eine weitere Niederlage zufügen. Dieser hat in seiner Personalpolitik vor allem die Forderungen seines Aufsichtsratchefs Alfred Heinzel und dessen blauen Mentoren zu erfüllen versucht. (ef, Der Standard, Printausgabe, 25.06.2001)