Wien - Fast pünktlich zum Sommerbeginn beginnt das Eis zwischen Verbund und Energie Allianz (Wiener Stadt-werke, EVN, Linz AG sowie die burgendländische Bewag und Begas) endgültig zu tauen. Statt Konfrontation setzen beide Gruppen nun auf Kooperation. Erster Prüfstein der Ernsthaftigkeit ist die anstehende Teilprivatisierung der Energie AG Oberösterreich. Verbund und Allianz können sich ein gemeinsames Offert vorstellen, auf dem Tisch liegt es aber noch nicht.

Beide Seiten sehen in der seit Jahren auf die lange Bank geschobenen Privatisierung in Oberösterreich die letzte Chance auf eine österreichische Lösung anstelle einer Dominanz durch europäische Energiemultis. Der Schock des Zuschlags des deutschen Stromriesen RWE beim Verkauf der Kärntner Landesgesellschaft Kelag steckt nämlich in den Knochen der Bosse der Allianz und des Verbunds.

Der Linzer Landtag will am 5. Juli im x-ten Anlauf den Teilverkauf der EAG über die Bühne bringen. Derzeit gibt es nur ein Offert: Die Energie Allianz bietet für 25 Prozent rund sechs Mrd. S. Ein gemeinsames Angebot wäre für beide Seiten wesentlich günstiger. Schon 1996 hatten sich beide Seiten (damals Verbund und EVN) gemeinsam für den Zuschlag beworben. Dann ist aber das Land auf die Privatisierungsbremse gestiegen.

Die mehrmalige Fristerstreckung beim Teilverkauf nährt aber die Zweifel jener Skeptiker, die eine weitere Verschiebung über den Juli hinaus befürchten. In manchen Vorstandsetagen wird der Privatisierungskurs des Landes hinter vorgehaltener Hand gar als dilettantisch kritisiert.
Ein gemeinsames Offert beider Stromgruppen, die einander bis jetzt durch gegenseitige Aktienkäufe, die sich die Unternehmen insgesamt 21 Mrd. S kosten ließen, kann aber nur der erste Schritt zu einer viel weitreichenderen Kooperation sein. Es muss eine Perspektive über das Angebot hinaus geben, das ist wohl Bedingung. Kommt die Kooperation zustande, könnten auch der Bund als Verbund-Mehrheitsaktionär und die Landespolitiker als Paten einer österreichischen Stromlösung Lorbeeren ernten.
Ein gemeinsames Vorgehen beim Kampf um die Kunden wäre nämlich mehr als logisch. In einer Partnerschaft auf Augenhöhe ergänzen sich die bisherigen Kontrahenten nämlich ausgezeichnet: Die Allianz als Vertriebsgemeinschaft könnte ihren Kundenstock (rund drei Millionen) einbringen, der Verbund seinen Vorteil als Produktionsgesellschaft ausspielen.

Im Rahmen einer breiten Partnerschaft ließe sich auch der in den gegenseitigen Sperrminoritäten enthaltene Konfliktstoff entschärfen. Seitens des Verbunds kann man sich vorstellen, mit dem Syndikat aus EVN, Wiener Stadtwerke und Tiroler Tiwag leben zu können.(Clemens Rosenkranz, der Standard, Printausgabe, 25.06.2001)