FrageFrage
Hallo Johanna! In einer lokalen Zeitung hab ich gelesen, dass das neueste Novum, um noch mehr auf sich aufmerksam zu machen, die "Dritte Seite" sei. Von den Berliner Berufsstrategen Hesse und Schrader entwickelt, beinhaltet diese Seite Gründe warum man zu einem Gespräch eingeladen werden soll, bzw. man der ideale Bewerber für die vakante Stelle ist. Der Titel kann dabei selbst gestaltet werden, z.B. Warum ich mich bewerbe? oder: Was spricht für mich? Nun meine Frage an Sie, Johanna: Haben Sie von dieser Methode schon gehört bzw. was halten Sie davon? Vielen Dank im voraus, Annemarie
AntwortAntwort
Liebe Annemarie! Vor einem halben Jahr kam ich eines späten Abends zu einer Damenrunde, die meine Schwester eingeladen hatte. Eine der Damen stach besonders hervor: Durch Eleganz, durch gewählte Worte, durch eine unglaubliche Stimme. Meine Schwester stellte sie mir vor, im Stil, wie Moderatoren in TV-Shows den Stargast ankündigen. Dann erzählte sie mir ihre Geschichte. Früher war sie bei der UNO pragmatisierte Beamtin der höchsten Stufe. Mit 42 dachte sie, dass das nicht alles gewesen sein könne. Ein Wechsel entpuppte sich als echter Etikettenschwindel und als Sackgasse: Die neue Stelle, in die sie gelockt worden war, mit Versprechungen wie kreatives Spielfeld, Beschäftigung mit interessanten Leuten, autonome Entscheidungsgewalt, war nichts anderes als ein Mühlstein zwischen eitlen Funktionären. Die Deutsche begab sich unter die Fittische des von Dir hinterfragten Instituts. Sie hat dort 40 Stunden investiert und ein derart umfassendes Karriere-Coaching durchlaufen, wie niemand anderer den ich kenne. Die Coaches haben Sie bis in die Kindheit zurückinterviewt, um ganz genau zu ermitteln, was sie wollte, welcher Beruf zu ihr passte. Danach bearbeiteten Sie ihre Kernaussagen: Nicht mehr als drei Messages (alles was darüber hinausgeht überlastet die Aufmerksamkeit der Jobentscheider). Und dann wurde an der Präsentation gearbeitet. Seit einem Jahr ist die Dame - ein Porträt, das ich gern im Karrierenteil gemacht hätte, lehnte sie ab, da das Institut, für das sie arbeitet im Vordergrund stehen soll, nicht die Person - in Wien in Amt und Würden. Ihre Inauguration ging durch alle Medien auch wegen der weltweit angereisten Politprominenz. Fazit: Ich glaube, das es die 40 bestinvestierten Stunden dieser Dame waren. Mehr zum Thema findest Du unter: www.spray.net/jobs/bewerbung/dritteseite.jsp BEWERBUNGSTIPPS Neue Möglichkeiten: "Dritte Seite" wurde von Hesse und Schrader in ihrer Beratungspraxis (Büro für Berufsstrategie in Berlin) entwickelt und führte dazu, dass viele von ihnen betreute Bewerber aufgrund dieses Novums zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. Die "Dritte Seite" schließt an den Lebenslauf an, und transportiert die entscheidenden Argumente, warum der Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden und die vakante Stelle bekommen sollte. Überschriftgestaltung ist frei:
  • Was Sie noch von mir wissen sollten ...
  • Warum ich mich bewerbe?
  • Was spricht für mich?
In wenigen kurzen Sätzen solltest du hier Aussagen zu deiner Person, Motivation und Kompetenz formulieren. Die Formulierung kann etwas persönlicher ausfallen. Beispiel: "Meine besondere Stärke ist mein hohes Organisationsvermögen, welches mir ermöglicht, eine Vielzahl von Aufgaben sicher und zeitgerecht zu erfüllen. Zugute kommt mir dabei ein ausgeprägtes Kosten-Nutzen-Bewußtsein und die Fähigkeit, auch ungewohnte Problemlösungen zu finden. ..." Empfohlen wird, die "Dritte Seite" mit Tinte zu unterschreiben. Neben den typischen Komponenten (Lebenslauf, Foto, Zeugnisse, etc.) gibt es zusätzlich neue Möglichkeiten, die sehr effektiv sind:
  • Deckblatt
  • Inhaltsübersicht
  • Einleitungsseite
  • Seite mit persönlichen Daten
  • beruflicher, persönlicher Werdegang (Lebenslauf)
  • "Dritte Seite"
  • evtl. Handschriftenprobe
  • evtl. Referenzen
  • Anlagenverzeichnis
  • Zeugnisse
  • evtl. Arbeitsproben
(Quellenverweis: Hesse & Schrader: Die perfekte Bewerbungsmappe: kreativ - überzeugend - erfolgreich; die besten Beispiele auf über 100 Musterseiten. Frankfurt am Main: Eichborn, 1997) Über das Duo, das hinter den Namen steckt: Jürgen Hesse wurde 1951 geboren. Er arbeitet als Diplom-Psychologe im Büro für Bewerbungsstrategie und ist Geschäftsführer der Telefonseelsorge Berlin. Jürgen Hesse und Hans Christian Schrader sind die deutschen Top-Experten in Sachen Personalauswahlverfahren, Personaltests und Bewerbungsstrategien. Einem breiten Lesepublikum sind die Berliner Psychologen seit 1985 als Autoren diverser Bewerbungsstrategie-Bücher im Eichborn Verlag bekannt.