Wien - Nach Ansicht der Grünen wäre der Zeitpunkt für einen Ausstieg aus dem AKW Temelin derzeit gut. "Das ökonomische Fenster" vergrößere sich, sagte Glawischnig unter Hinweis auf den Rückzug deutscher Firmen aus dem Projekt. Allerdings sei die Lage in Tschechien schwierig, ohne Gesichtsverlust aus Temelin auszusteigen, räumte sie ein. In den Verhandlungen mit Österreich müsste "ein größeres Paket geschnürt werden", sagte die Abgeordnete auch mit Blick auf die Differenzen wegen der Benes-Dekrete.Nationale Kompetenz? Unglücklich zeigten sich Glawischnig und Lunacek über die Aussagen des EU-Erweiterungskommissars Günter Verheugen, der bei seinem Österreich-Besuch in der Sache Temelin von nationaler Kompetenz gesprochen hatte. Es gebe auch Rechtsexperten, die in grenzüberschreitenden AKWs keine Kompetenz einzelner Staaten sehen, sagte Lunacek. Inzwischen gebe es bestimmte Bedrohungsszenarien für die gesamte EU. Kosten für Ausstieg Auf die Kosten eines möglichen Ausstiegs aus Temelin angesprochen, meinte Glawischnig, mögliche Entschädigungen für "stranded costs" müssten von Brüssel überprüft werden. Sie schlug vor, Österreich sollte eine Summe von drei bis fünf Milliarden Schilling als Ausstiegshilfe bieten. Klare Aussagen der Regierung gefordert Lunacek forderte "eine klare Aussage" von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Außenministerin Benita Ferrero-Waldner zur Vetopolitik der FPÖ. Die beiden ÖVP-Politiker hätten sich bisher unterschiedlich in der Sache geäußert. Den Freiheitlichen warf sie "reinen außenpolitischen Populismus" vor, der das Image Österreichs schädige. "Die Freiheitlichen geben wieder einmal den Ton an", so die Grün-Politikerin. Laut Lunacek solle die Zeit bis zum Abschluss der EU-Beitrittsverhandlungen Tschechiens für ernsthafte Ausstiegsverhandlungen genützt werden. Die Grünen plädierten im Sinne eines Dialogs für einen möglichst frühen EU-Beitritt Tschechiens. Glawischnig resümierte, sollte das Energiekapitel mit der EU auf Grund des Melker Abkommens abgeschlossen werden, "hätten wir ein massives Problem". Ein Veto gegen einen EU-Beitritt Tschechiens wäre aber in jedem Fall ein falscher Weg, waren sich die beiden Politikerinnen einig. (APA)