Wien - Die Zukunft der schwer angeschlagenen Buch- und Medieneinzelshandelskette Libro hängt weiter an einem seidenen Faden. Die involvierten neun Banken, bei denen Libro Schulden in Höhe von 2,3 Mrd. S hat, verlangen vom Konsortium des YLine- Chefs Werner Böhm ultimativ eine Finanzierungsgarantie über Eigenmittel zwischen 700 Mio. S und einer Milliarde bis Mittwoch, allerspätestens aber bis zum 30. Juni. Der Plan des Konsortiums, hinter dem die Kronen Zeitung und der steirische Industrielle Ernst Hofmann stehen, die erforderlichen Sanierungsmittel über vier Kapitalerhöhungen bis Jahresende 2001 aufzubringen, wird von Bankenseite als "lachhaft" bezeichnet. Es sei mittlerweile "völlig undenkbar", dass neue Libro- Aktien auf ausreichendes Käuferinteresse stoßen würden. "Größte Skepsis" sei hier angebracht. "Wir lassen uns von solchen Taschenspielertricks nicht beeindrucken", sagte ein Bankensprecher. Ein Konsortiumsmitglied konterte: "Warum nicht? Die Libro-Aktie ist ja jetzt sehr billig." Bis zum 10. Juli soll ein Investmenthaus genannt werden, das die Aktienplatzierung garantieren werde. Auch das lehnen die Banken als "extrem eigenartig" ab. Die Gruppe Böhm/Hofmann hat am vergangenen Freitag die Mehrheit an Libro für einen symbolischen Schilling übernommen. Die Banken bezeichneten diesen Schritt als "Kriegserklärung". Sie sitzen jedoch auf dem längeren Ast. Gemäß einer Vertragsklausel müssen die Banken dem Deal zustimmen, sonst tritt der Kaufvertrag nicht in Kraft. Die Banken, allen voran die Bank-Austria-Gruppe und der Raiffeisensektor, hoffen weiterhin auf andere Angebote für Libro. Ansonsten müsse eine eigene Auffanglösung gefunden werden. Im Klartext: Die Kreditinstitute können sich vorstellen, die Weiterführung des Libro-Geschäftes, etwa den Einkauf frischer Ware, im Ausgleich zu finanzieren, bis ein Libro-Retter gefunden ist. Ein Konkurs soll um jeden Preis verhindert werden.(Michael Bachner, Der Standard, Printausgabe, 26.06.2001)