Schon in wenigen Monaten erwartet Barrett wieder den ersten, größeren PC-Boom. Wenn Microsoft sein neues Betriebssystem Windows XP auf den Markt bringt, würden auch auf dem Heimanwendersektor wieder die Umsätze nach oben schnellen.
Allerdings ist man sich auch bei Intel im Klaren, dass das PC-Geschäft allein zu wenig ist, um auf Dauer die derzeitige Position als Marktleader halten zu können. Dementsprechend setzt Intel auf vier Standbeine: Neben der klassischen IA-32 (Intel-Architecture für 32-Bit-Systeme), zu der der Pentium-Prozessor mit all seinen Variationen und Ausführungen gezählt wird, wird auf dem Serversektor auf die neue, um ein Vielfaches leistungsfähigere IA-64, Codename Itanium, gesetzt. Während im 32-Bit-Sektor die Konkurrenten AMD und seit kurzem auch Transmeta heftig an Intels Marktanteilen knabbern, fordern auf dem Serversektor die klassischen RISC-/ Unix-Anbieter wie Sun Intel als Konkurrenten heraus.
Helferleins
"Personal Internet Clients", wie Barrett die Handheld-PCs, internetfähigen Handys, Workpads und ähnliche Geräte zusammenfasst, stellen das dritte Standbein dar. Mit der Übernahme von StrongARM kaufte sich Intel in einen Markt ein, der vor allem vonseiten Japans (z. B. Hitachi) stark in Angriff genommen wird, sind doch mobile, elektronische Kleingeräte aller Art schon lange des Japaners liebstes Spielzeug. Die vierte Säule stellt schließlich die Netzwerktechnologie als solche selbst dar:
Alle zwei Minuten, schildert Barrett, melden sich 400 neue Benutzer im Internet an, werden im Internetauktionshaus eBay 1400 neue Versteigerungen gelistet, 83.000 Anfragen an die Internetsuchmaschine Google gestellt und 900.000 Messages über AOL verschickt. Und Barretts Unternehmen selbst setzt, wie der CEO berichtet, alle zwei Minuten 103.435 Dollar im Internetgeschäft um. Um zu seinen Kunden nicht gleichzeitig Konkurrenten zu sein, bietet Intel keine eigenen, fertigen Geräte mehr an, sondern nur noch die Bauteile als solche.
Wobei Craig Barrett auch hier gegen die Meinung zahlreicher Analysten spricht: Wie er im Gespräch mit dem STANDARD betonte, ist er davon überzeugt, dass die heutige Chiptechnologie noch gut und gerne 15 bis 20 Jahre aktuell sein wird. Natürlich wird auch bei Intel nach Alternativen zur heutigen Siliziumtechnologie geforscht, vorrangig jedoch sei die Optimierung der heute verfügbaren Komponenten.(STANDARD-Redakteur Uwe Fischer-Wickenburg aus München, Der Standard, Printausgabe, 26.06.2001)