Wien - Der am Donnerstag tagende ÖGB-Bundesvorstand sollte eigentlich bereits die Grundzüge der neuen Gewerkschaftsstruktur beschließen. Inzwischen scheint aber festzustehen, dass der Auftrag an die 13-köpfige Arbeitsgruppe des Ständigen Organisationsausschusses bis 15. November verlängert wird. Bisher gibt es nur grundsätzliche Festlegungen für die neue Struktur: Die Teilgewerkschaften sollen sich nach Wirtschaftsbereichen zusammentun, wobei die Arbeitsgruppe darauf verweist, dass man sich auch nach beruflichen Spezifika und dem Dienstgeber orientieren müsste. Das bedeutet in der Praxis, dass die Beschäftigten einer Straßenmeisterei weiter von der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst und nicht von der Baugewerkschaft vertreten sein sollen. Eine Vorgabe des ÖGB-Präsidiums ist, dass gewerkschaftliche Zusammenschlüsse auch betriebswirtschaftlich sinnvolle Größen ergeben müssten. Die Idee, die rund 35.000 Mitglieder der als allein nicht lebensfähig angesehenen Gewerkschaft Handel, Transport, Verkehr mit der über 100.000 Mitglieder starken Eisenbahnergewerkschaft zu einer Verkehrsgewerkschaft zusammenzulegen, ergäbe noch immer keine ausreichende Größe. Eine Schlüsselrolle spielt die Privatangestelltengewerkschaft GPA des Hans Sallmutter: Sie müsste in der neuen Struktur wahrscheinlich den Anspruch aufgeben, alle Angestellten zu vertreten - möglich erscheint eine Umwandlung in eine Dienstleistungsgewerkschaft (wie die deutsche Konstruktion "Verdi", in der Angestellte, Postler, Medienschaffende und Verkehrsbedienstete zusammengefasst sind). Auch die Produktionsgewerkschaften - die sich in den letzten Jahren mehr und mehr an die Metallgewerkschaft angelehnt haben, könnten organisatorisch stärker zusammenwachsen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 26. 6. 2001)