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"Maurer-Sachs" gegen "Postler-Moped"
In Oberösterreich gingen die "360 Minuten von Zell an der Pram" in Szene. Sechzig Teams gaben sich den Rundkurs. "Bewegt" liefert atemberaubende Bilder vom Spektakel.
Zell/Pram - Im Fahrerlager herrscht gespannte Nervosität. Boxengirls halten Sonnenschirme gespannt, ein Mechaniker überprüft zum letzten Mal den Motor. Dann bereiten sich die Teams auf den Le-Mans-Start vor: Die ersten Fahrer stehen in einer Reihe, während ihre Teamkollegen etwa 40 Meter entfernt hinter einer Kurve an der Startlinie warten. Die Startflagge fällt, die Fahrer sprinten los, und das Feld braust aus der ersten Kurve: 60 Menschen auf alten Puch-Mopeds.Sechzig Teams, zwei Fahrer, sechs Stunden
Die "360 Minuten von Zell an der Pram" nennt sich das Spektakel, das in der 2000-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Schärding am Samstag stattfand. 60 Teams à zwei Fahrer wollen sechs Stunden lang die Standfestigkeit der im Volksmund als "Maurersachs" oder "Postler-Puch" bekannten Gefährte testen und so oft wie möglich um den knapp 1,5-km-Kurs brettern.
Offensichtlich zum Vergnügen der Hunderten Zuseher, die sich entlang der Strecke tummelten, um die tollkühnen Männer auf ihren teils stotternden Kisten zu sehen. Die Fahrer selbst sind geteilt: Die einen gehen mit professionellem Ernst zur Sache, jagen aerodynamisch über den Lenker gebückt mit 50 km/h die Steigung zur Start/Ziel-Gerade herauf.
Internationale Besetzung
Die Idee, ein Rennen für Puchmopeds der Typen MV und MS 50 zu veranstalten, wurde am Wirtshaustisch geboren, erzählt Organisator Herbert Kienbauer. Vom Andrang war er dann selbst überrascht: Für die 60 Startplätze gab es über 120 Anmeldungen, auch aus Deutschland und Italien kommen Teams.
Der Event hatte übrigens auch eine drastische Marktbewegung zur Folge: Waren Mopedmotoren vor kurzem noch um ein paar Hunderter zu haben, führte die sprunghaft gestiegene Nachfrage zu Preisen über 3000 Schilling.
350 Kilometer am Maurer-Bock
Die Bürokratie hätte Kienbauer aber fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein Beamter der Bezirkshauptmannschaft drohte mit Auflagen: "Er hat sich die Bestimmungen für Motocross-Staatsmeisterschaftsläufe besorgt und wollte größere Sturzräume." Auch die Auflage, an Besucher Oropax zu verteilen, war im Gespräch, wurde aber verworfen.
Der Amtsschimmel konnte zufrieden gestellt werden, das Rennen konnte beginnen. Samt dem in Motorsport üblichen Skandal: Jenes Team, das überlegen gesiegt hatte, wurde wegen eines illegalen Getriebes disqualifiziert. Gewonnen hat übrigens schließlich das Team Weber, das in den 360 Minuten 243 Runden (gut 350 km) zurückgelegt hat.