Kosovo
Ausschreitungen bei Protesten slawischer Mazedonier in Skopje
Versuchter Sturm auf Parlamentsgebäude - Härteres Vorgehen gegen albanische Rebellen gefordert
Skopje - Tausende slawische Mazedonier haben am Montag in Skopje für ein härteres Vorgehen gegen die albanischen Rebellen und gegen die Politik der NATO demonstriert. In der Menge befanden sich auch Dutzende von Reservisten der Polizei, die gegen den unter Vermittlung der EU und der NATO ausgehandelten Abzug der Rebellen aus dem Vorort Aracinovo protestierten. Zu Ausschreitungen kam es, als einige Dutzend Menschen versuchten, das Parlamentsgebäude zu stürmen. Gleichzeitig kam es im Gebiet der Stadt Tetovo trotz der Waffenruhe wieder zu Kämpfen zwischen mazedonischer Polizei und Rebellen.
Unter den - unterschiedlichen Angaben zufolge - zwischen 5000 und 15.000 empörten Demonstranten in Skopje befand sich offenbar auch eine größere Menge mazedonischer Nationalisten. Die Stimmung vor dem Parlament heizte sich weiter auf, als bekannt wurde, dass bei Gefechten zwischen mazedonischen Truppen und albanischen Rebellen im nordwestlichen Tetovo ein Polizist getötet und vier verletzt worden seien. Innenminister Ljube Boskovski versuchte, die aufgebrachte Menge zu beruhigen, hatte jedoch kaum Erfolg. Sein Dienstwagen wurde demoliert. Die Menschen warfen Steine gegen das Parlament. Einige riefen "Verräter", "Gebt uns Waffen" und "Tod den Albanern".
Einige Reservisten feuerten Gewehrschüsse in die Luft. Mehrere Demonstranten drangen in das Parlament ein und verwüsteten das Mobiliar. Eine Gruppe Demonstranten drang bis auf den Balkon vor, wo sie die international nicht anerkannte nationalistische Fahne Mazedoniens hisste. Während des Zwischenfalls hielt sich Präsident Boris Trajkovski in seinen Amtsräumen zu Gesprächen mit den Chefs der führenden Parteien auf. Die Polizei schritt nicht ein. Eine kleinere Protestdemonstration fand in Kumanovo statt. Dort blockierte die Menge eine Straße und stoppte eine Reihe von Bussen, in denen amerikanische Soldaten und mazedonische Polizisten saßen.
Die Demonstranten protestierten gegen ein Abkommen der Regierung mit den Rebellen der "Nationalen Befreiungsarmee" (UCK), das unter anderem den freien Abzug der UCK aus dem umkämpften Ort Aracinovo nahe Skopje regelt. Das unter Vermittlung der NATO zustande gekommene Abkommen erlaubt der UCK jedoch, ihre Waffen zu behalten und auf mazedonischem Gebiet zu bleiben. Über die Sicherheit Aracinovos sollen künftig internationale Beobachter und nicht die mazedonische Polizei wachen.
Waffenstillstand in ganz Mazedonien?
Der Abzug begann am Montag, gleichzeitig erklärte sich die UCK zu einem längerfristigen Waffenstillstand in ganz Mazedonien bereit. Etwa zu selben Zeit, als der Rückzug begann, waren bei einem Rebellen-Angriff auf einen Polizeiposten in der nordwestlichen Gebirgsregion Popova sapka nahe Tetovo ein mazedonischer Polizist getötet und vier seiner Kollegen verletzt worden. (APA/AP/dpa/Reuters)