Wien - Bei der insolvenzbedrohten Buch- und Medienhandelskette Libro scheint ein Ausgleich kaum mehr abwendbar. Schon Montag Abend hatte ein maßgeblicher Banker gegenüber der APA die Chancen auf eine außergerichtliche Lösung - etwa mit dem Böhm/Hofmann-Konsortium - nur mehr auf 30 bis 40 Prozent beziffert. Am Dienstag verdichteten sich die Gerüchte, dass nur mehr an der Art der Abwicklung des Ausgleichs gebastelt werde. Beim Bankengipfel am Mittwoch dürfte eine Entscheidung dazu fallen. Auffanglösung Die Gläubigerbanken favorisierten bereits seit 13. Juni einen Ausgleich für Libro, war aus informierten Kreisen zu erfahren. Die Kreditinstitute denken dabei an eine eigene Auffanglösung im Ausgleich und wollen Libro über eine Stiftung fortführen. Dabei dürfte es zunächst einmal einen Kapitalschnitt auf Null geben. Die Banken würden in dieser Variante aber dann im Ausgleich weiter finanzieren, hätten selbst das Sagen und könnten ohne zeitlichen Druck die angeschlagene Libro-Gruppe bzw. Teile davon entschuldet weiter veräußern. Als potenzielle Käufer nach dem Ausgleich werden in der Branche derzeit Bertelsmann und die Styria ins Spiel gebracht. "Farce" "Was sich derzeit abspielt, ist eine Farce, die Banken haben sich schon längst entschieden", sagte ein Beteiligter. Das Konsortium Böhm/Hofmann habe kaum mehr Chancen, auch wenn der von den Banken geforderte Kapitalnachweis bis Mittwoch vorgelegt werde. Die Bietergruppe um den YLine-Chef Werner Böhm und den steirischen FPÖ-nahen Industriellen Ernst Hofmann hatte am vergangenen Freitag bedingt die Libro-Mehrheit von der Telekom Austria, UIAG und DBAG übernommen. Eine Bedingung des Deals ist allerdings die Einigung der Banken darüber, Libro an das Konsortium zu veräußern. Das Konsortium will bis Ende 2001 rund 1 Mrd. S in die Sanierung von Libro investieren, konnte aber bisher keinen Finanzierungsnachweis dafür bringen. 300 Mill. S davon sollen sofort bar in das Unternehmen eingezahlt werden, der Rest soll in Tranchen in Form von Kapitalerhöhungen folgen. Dies wurde von Bankenseite jedoch als "lachhaft" bezeichnet. Es sei mittlerweile "völlig undenkbar", dass neue Libro- Aktien auf ausreichendes Käuferinteresse stoßen würden. "Größte Skepsis" sei hier angebracht. "Wir lassen uns von solchen Taschenspielertricks nicht beeindrucken", sagte ein Bankensprecher. Nichtsdestotrotz kündigte das Konsortium um Böhm und Hoffmann an, bis Mittwoch 17 Uhr einen Finanzierungsnachweis erbringen zu wollen. KSV: "Banken sollen ihre eigenen Geschäfte machen" Der Insolvenzspezialist im Kreditschutzverband von 1870 (KSV), Hans-Georg Kantner, appellierte am Mittwoch an alle Beteiligten alles zu unternehmen, um eine gerichtliche Insolvenz und damit den größten Schaden für die angeschlagene Handelskette Libro zu verhindern. Zu einer möglichen Auffanglösung durch die Gläubigerbanken meinte Kantner am Rande einer Pressekonferenz, die Banken sollen ihre eigenen Geschäfte machen und nicht Firmen übernehmen. Im Fall Libro müssten alle Beteiligten an einer konstruktiven Lösung arbeiten. Tatsache sei, dass das Unternehmen rund 1 Mrd. S braucht und aus eigener Kraft nicht weitergeführt werden könne. Auch im schlimmsten Falle eines Konkurses seien für die Fortführung mehrere 100 Mill. s notwendig. Von den geschätzten Verbindlichkeiten in Höhe von 3,7 Mrd. S seien rund 3 Mrd. S unbesichert. (APA,red)