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Im Internet kann man sich jetzt Keilschriften anschauen. Einziger Nachteil: Die Übersetzung steht noch nicht dabei. So erfährt der Laie bis auf weiteres nicht, dass die Keilschrift VAT 4874 aus dem südlichen Irak ca. 2370 vor Christus die Lieferung von drei verschiedenen Biersorten an den Palast und an Tempel auflistet. Das gemeinsame Internet-Projekt vom Vorderasiatischen Museum Berlin, der Max-Planck-Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte und der Universität von Kalifornien (San Francisco) wurde am Dienstag in Berlin vorgestellt. Wichtiger Schritt zur "Digitalen Keilschrift-Bibliothek" Die jetzt abgeschlossene Digitalisierung der 3.200 in Berlin aufbewahrten Keilschrifttexte sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer internationalen "Digitalen Keilschrift-Bibliothek" (Cuneiform Digital Library Initiative CDLI), betonten beteiligte Wissenschaftler bei der Präsentation im Pergamon-Museum. "Die Tafeln geben Aufschluss über den Alltag einer vor Jahrtausenden versunkenen Welt", sagte CDLI-Leiter Robert Englund von der Universität von Kalifornien. Die CDLI werde seit kurzem von der National Science Foundation der USA gefördert. Rund 120.000 Texte sollen erschlossen werden Insgesamt gibt es weltweit rund 120.000 Texte, die nach und nach von der CDLI erschlossen werden sollen. Dazu wollen die Wissenschafter vom Max-Planck-Institut Typen der Rechnungslegung, der grafischen Darstellung, der Buchhaltungsregeln und Hilfsmittel für die Übersetzung erarbeiten. "Wir erwarten entscheidende Impulse für die Weiterentwicklung der Keilschriftforschung", sagte Joachim Marzahn, Kustos der Berliner Keilschriftsammlung. "nu-ga-gim/schu- tasch/ama- tu gan-gar Die Übersetzungen sollen später dazu gestellt werden. Im Endausbau sollen somit auch Wissenschafter anderer Disziplinen mit dem Material arbeiten können. Derzeit ist das Digitalarchiv nur Experten hilfreich, denen die lateinische Umschrift "nu-ga-gim/schu- tasch/ama- tu gan-gar usw." aus dem quadratischen Tonblock VAT 9128 von 2600 vor Christus aus dem südlichen Irak etwas sagt. Erste Entzifferungen vor 150 Jahren Keile, eingedrückt in Tontafeln, waren vor 5.000 Jahren die übliche Methode, um in den Stadtstaaten und Großreichen Mesopotamiens Wirtschafts- und Verwaltungsnotizen zu machen, aber auch um Urkunden und astronomische Lehrbücher zu verfassen. Die ersten Keilschriften wurden zwar schon vor 150 Jahren entziffert, doch harren noch viele der äußerst komplexen Tontafelzeichen der Enträtselung. Auch dafür erhoffen sich die Wissenschaftler Hilfe durch die Digitalbibliothek. (APA/dpa)