ORF
Direktwahl der Publikumsräte sorgt weiter für Diskussion
Hörer- und Sehervertretung weiter unzufrieden mit Vorlage für ORF-Gesetz
Je nach Wahlverfahren und Wahlbeteiligung könnte die direkte Kür von sechs Publikumsräten, wie sie im neuen ORF-Gesetz vorgesehen ist, zwischen 25 und 66 Millionen Schilling kosten. Dies erklärte ORF-Generalintendant Gerhard Weis am Dienstag bei der Sitzung der ORF-Hörer- und Sehervertretung. Allerdings wolle er nicht "unken", sondern abwarten, was schlussendlich im Gesetz festgelegt würde. Die HSV-Mitglieder sind nach wie vor skeptisch, was die Direktwahl betrifft. Vor der Sitzung des Kuratoriums zu diesem Thema am 20. Juli will man sich ebenfalls noch in einem Ausschuss damit auseinander setzen.
"Es ist uns allerdings zugesagt, dass in parlamentarischer Beratung noch eine Präzisierung erfolgen soll", erklärte Weis weiter. Die Tendenz gehe dem Vernehmen nach in Richtung Telefonwahl, "das wäre natürlich eine Vereinfachung der ganzen Sache". Jedenfalls müsse das Prozedere im Gesetz genau definiert sei, damit man sich nicht mit Anfechtungen konfrontiert sehe.
Weis wies darauf hin, dass für die Direktwahl eine detaillierte Vorbereitung notwendig sei, der ORF werde als Sonderwahlbehörde eingesetzt. Da es sich bei der Organisation der Wahl um ein "über den gewöhnlichen Geschäftsbetrieb hinausgehendes Geschäft" handle, sei in jedem Fall eine Beschlussfassung durch das ORF-Kuratorium notwendig. Bedenken haben HSV-Mitglieder nicht nur wegen der Kosten, sondern auch, dass einzelne Prominente wegen ihrer medialen Zugkraft vom Publikum favorisiert würden. Das Stichwort "Mausi Lugner" war in diesem Zusammenhang am Dienstag mehrmals am Rande der Sitzung zu hören.
Roscic übt Kritik an Umfragedaten
Ein Thema bei der HSV-Sitzung war auch die am Montag wiederholte Kritik der heimischen Musikschaffenden, wonach in den ORF-Radios zu wenig österreichische Musik zu hören sei. Bei einem Treffen war diese Kritik auch mit HSV-Mitgliedern angesprochen worden. Die Publikumsvertreter wünschen sich nun eine weitere Diskussion über das Thema. Weis stimmte zu, betonte aber, dass dies auf Basis von statistischen Daten geschehen sollte, "die außer Streit stehen". Ö3-Chef Bogdan Roscic hatte wie berichtet gestern massive Kritik an den von den Musikschaffenden vorgelegten Umfragedaten geübt.
HSV-Vorsitzender Hans Matzenauer bedauerte zu Beginn der Sitzung einmal mehr, dass die Vorschläge der Publikumsvertretung zum neuen ORF-Gesetz nicht in die Regierungsvorlage Eingang gefunden hätten. Unter anderem wünscht sich die HSV Parteistellung vor dem Bundeskommunikationssenat, Mitspracherecht beim Programm und eine gesetzliche Verpflichtung zur geschlechtlichen Ausgewogenheit des künftigen Publikumsrates. (APA)