Bonn/Berlin - Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hat Missstände beim Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen in Deutschland angeprangert. Folteropfer würden in Deutschland immer noch häufiger auf rechtliche Hürden treffen statt auf fachkundige Hilfe, erklärte ai Deutschland am Dienstag aus Anlass des UNO-Tages der Folteropfer in Bonn. Auch seien die Mitarbeiter des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge nicht ausreichend geschult, um ein Trauma bei Flüchtlingen zu erkennen. Internationalen Untersuchungen zufolge wurden bis zu 25 Prozent aller Flüchtlinge, die in Europa Zuflucht suchen, in ihrem Heimatland gefoltert. Diese Tatsache der Folter werde bei Asylverfahren in Deutschland nicht hinreichend berücksichtigt, kritisierte amnesty-Experte Wolfgang Grenz. Dem Jahresbericht der Organisation zufolge gehört Folter in 125 Ländern immer noch zum Alltag. Laut der Menschenrechtsorganisaion schweigen die Folteropfer häufig aus Scham über ihre Erlebnisse. Später eingereichte medizinische oder psychologische Gutachten würden in vielen Asylverfahren nicht angemessen berücksichtigt. Amnesty forderte neben einer intensiveren Schulung von Behördenmitarbeitern zum Umgang mit Folteropfern eine Unterbrechung des Asylverfahrens bei Anzeichen erlittener Folter. Erst nach einer Behandlung sollte das Verfahren fortgesetzt werden. Außerdem müssten sich Bund und Länder stärker an der Finanzierung von Behandlungszentren für Folteropfer beteiligen. Die PDS kritisierte unterdessen die Ankündigung von Innenminister Otto Schily (SPD), Asylverfahren zu straffen und keine Ausdehnung der Asylgründe auf die so genannte nichtstaatliche Verfolgung zuzulassen. Schily hatte am Montag erklärt, die Asylgarantie des Grundgesetzes beziehe sich ausschließlich auf staatliche Verfolgung. Die PDS-Bundestagsabgeordnete Petra Pau erklärte am Dienstag in Berlin, aus Sicht der Opfer sei es "unerheblich, ob ihre Not von Staats wegen betrieben oder von Staats wegen geduldet wird". Die ablehnende Haltung von Schily sei daher "herzlos und ignorant". (APA)