London - Traditionell unterscheidet man zwischen zwei Investmentansätzen: Growth oder Wachstum orientiert sich an den Zukunftspotentialen der Unternehmen, der Value Ansatz konzentriert sich auf die faire Bewertung des Unternehmens durch Analysten im Vergleich zur aktuellen Bewertung der Aktien an der Börse. In den letzten 12 Monaten konnten Value-Fonds im Vergleich zu Fonds mit Wachstumsaktien eindeutig bessere Erträge erwirtschaften. Grund genug, uns mit einem Value-Fondsmanager zur aktuellen Markteinschätzung zu unterhalten: e-fundresearch: Wie gehgen Sie bei der Auswahl der Aktien für ihren Value-Fonds vor? Watland: "Der Merrill Lynch Euro Equity Fonds ist ein Value Fonds, bei dem wir versuchen Unternehmen mit attraktiver Bewertung zu identifizieren und zu kaufen. In einem ersten Schritt ermitteln wir durch quantitative Screenings eine Liste von Unternehmen aus denen wir in einer zweiten Phase schließlich unser Portfolio zusammensetzen. Positive Gewinnrevisionen und eine steigende Verzinsung auf das eingesetzte Kapital (Return on Capital) sind für uns entscheidende Faktoren die unsere Kaufentscheidungen beeinflussen. Nachdem wir die Unternehmen bewertet haben legen wir ein Preisziel für die Aktie fest. Wenn dieses Ziel erreicht wird verkaufen wir oder legen auf Basis einer erneuten Einschätzung ein weiteres Ziel fest. Ein wichtige Eigenschaft unseres Investmentprozesses ist ein Teamansatz mit Branchen Spezialisten. Es hilft uns natürlich bei unserem Entscheidungsprozess, daß wir auf das globale Analysten Netzwerk von Merrill Lynch zurückgreifen können." e-fundresearch: Sie haben das Gewinnwachstum angesprochen. Wie ist ihre Prognose für Europa? Watland: "Unserer Einschätzung nach werden wir heuer in Europa ein Gewinnwachstum von 3-5 Prozent sehen. Das ist zwar nicht so hoch wie in den letzten Jahren, aber höher als in den USA, wo die Erwartungen ja zurückgenommen wurden." e-fundresearch: Welche Strategien verfolgen Sie im Moment auf Basis dieser Prognosen? Watland: "Im Moment nehmen wir Geld aus den defensiven Sektoren die im letzten Jahr sehr gut gelaufen sind, beispielsweise der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, und schichten in zyklische Branchen wie die Rohstoffindustrie um. Mit der Erholung der Weltwirtschaft und den sinkenden Zinsen sollten Unternehmen wie der finnische Papiererzeuger UPM-Kymmene profitieren. Außerdem investieren wir derzeit in einige der "geprügelten" Technologie Hardware Aktien wie Nokia und Ericcsson. Auf Branchenebene haben wir Technologie, Telekom und Software allerdings noch immer untergewichtet." e-fundresearch: Welche potentielle Risiken sehen Sie derzeit für Anleger? Watland: "Das größte Risiko ist, daß die Märkte wieder überoptimistisch in Hinblick auf die Gewinnerwartungen sind und die Europäische Zentralbank die Zinsen nicht ausreichend senkt." e-fundresearch: Welche Titel halten Sie derzeit für besonders attraktiv? Watland: "Eine Aktie die wir schon seit längerem übergewichtet haben ist Unilever, die im Vergleich zu Nestle eine sehr günstige Bewertung aufweist. Unserer Ansicht nach wird vom Markt die Strategie des Managements, nämlich sich auf einige Kernmarken zu fokussieren, nicht ausreichend erkannt. Das breite Spektrum an Produkten wird weltweit auf 400 Marken zusammengefasst, was sowohl die Effizienz als auch die Gewinnmargen erhöhen sollte. Eine andere Aktien die wir für interessant halten ist der französische Autohersteller Peugeot. Diese Unternehmen zeichnet sich durch ein starkes Management aus, ist führend im Bereich der Dieselfahrzeuge, hat gute Produkte in der Pipeline und ist sehr günstig bewertet. Abschließend haben wir wie erwähnt den Papiererzeuger UPM-Kymmene übergewichtet. Mit dieser Aktie setzten wir auf eine Erholung des globalen Wirtschaftsklimas und sinkende Zinsen. Außerdem ist der Papierbedarf weltweit stark ansteigend. Diese drei Werte geben eine gute Übersicht über die Art von Aktien die wir in unserem Portfolio halten."