Kosovo
Mazedonien droht der Bürgerkrieg
Albanische UCK kündigt "Einmarsch" in Skopje an - Gegenseitige Anschuldigungen
Skopje/Pristina - Vertreter der albanischen Rebellen der "Nationalen Befreiungsarmee" (UCK) in Mazedonien haben am
Dienstag mit einem "Einmarsch" in der Hauptstadt Skopje gedroht, sollte die Regierung weiterhin einen Dialog mit den Albanern ablehnen.
Der Rebellenführer Drin Korabi sagte, die jüngsten Massendemonstrationen in Skopje zeigten, dass die Regierung einen "Bürgerkrieg mit den
Albanern" wolle.
Sollte es keinen Dialog geben, würden die UCK-Truppen in Skopje, in Kumanovo und anderen Städte einmarschieren, erklärte Korabi.
Nach Angaben eines anderen Rebellenführers sollen zwei UCK-Bataillone bereits auf Befehle zum Einmarsch in Skopje warten.
Slawisch-albanische Nationalitätenkonflikt
In Mazedonien droht der slawisch-albanische Nationalitätenkonflikt nun vollends in einen
Bürgerkrieg auszuarten. Das von der NATO ausgehandelte freie Geleit für die albanischen UCK-Rebellen aus deren Hochburg Aracinovo
hat unter der slawischen Mehrheitsbevölkerung grenzenlose Wut hervorgerufen und zum Abbruch der Allparteiengespräche geführt. Die
albanischen Parteien haben am Dienstag eine NATO-Intervention gefordert. In Luxemburg erklärte die schwedische Außenministerin Anna
Lindh als amtierende EU-Ratspräsidentin: "Das ist nicht nur ein mazedonischer Konflikt, er hat auch größte internationale Bedeutung".
Mazedonische Polizei beschuldigt Kosovo-Schutzkorps
Die mazedonische Polizei beschuldigt das Kosovo-Schutzkorps, das unter Aufsicht der NATO geschaffen wurde und sich mehrheitlich aus
früheren UCK-Kämpfern rekrutiert, die Albaner-Rebellen in Mazedonien mit Waffen zu versorgen. Der Generalstabschef der UCK in
Mazedonien, Gezim Ostreni, war vorher Stabschef des Kosovo-Schutzkorps. Wegen des Verdachts von Kontakten zu extremistischen
Kräften in Mazedonien war Ostreni von der UNO-Verwaltung im Kosovo (UNMIK) suspendiert worden. Das Schutzkorps ist die legale
zivile Nachfolgeorganisation der "Kosovo-Befreiungsarmee" (UCK) im Kosovo.
Intervention der NATO gefordert
Führer der größten albanischen Parteien Mazedoniens haben unterdessen eine "schnellstmögliche" Intervention der NATO zur Verhinderung
eines Bürgerkrieges verlangt. Mazedonien stehe an der Schwelle eines Bürgerkrieges und nur eine NATO-Intervention könne dies stoppen,
warnte Iljaz Halimi, Vizechef der an der Regierung beteiligten Demokratischen Albanerpartei (DPA). Zahir Bekteshi von der albanischen
Partei der Demokratischen Prosperität (PPD) sagte, durch den Angriff auf das Parlament seien die staatlichen Institutionen "gelähmt" und
deswegen sei eine "umgehende" internationale Intervention notwendig.
NATO-Generalsekretär George Robertson verurteilte in Brüssel den Ausbruch von Gewalt als unentschuldbar. Der neue britische
Außenminister Jack Straw ließ einen geplanten Mazedonien-Besuch wegen der jüngsten Unruhen absagen.
Neue Flüchtlingsströme
Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) rechnet angesichts der angespannten Lage mit weiteren Flüchtlingsströmen aus
Mazedonien. UNHCR-Sprecher Ron Redmond erklärte in Genf, allein am Montag hätten 800 Menschen die Grenzstellen Blace und Jazince
in das Kosovo passiert, am Sonntag habe es mit 8300 Flüchtlingen einen Rekord gegeben. Seit Mai hätten rund 60.000 Menschen das Land
in Richtig Kosovo verlassen. Weitere 6000 Menschen seien in das südliche Serbien geflüchtet. Das UNHCR benötigt nach eigenen Angaben
eine Soforthilfe in Höhe von 17,5 Millionen Dollar; insgesamt müssten 100.000 Menschen versorgt werden. (APA/Reuters/dpa/AP)