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Belgrad/Podgorica - Die jugoslawische Regierungskrise, die am vergangenen Samstag durch ein Regierungsdekret über die Kooperation mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal ausgelöst worden war, scheint sich zu beruhigen. Der jugoslawische Ministerpräsident Zoran Zizic und die Minister aus den Reihen der montenegrinischen Sozialistischen Volkspartei (SNP) nahmen am Dienstag wie gewohnt ihre Arbeit auf. Die SNP-Funktionäre hatten bis auf einen Vertreter am Samstag die Regierungssitzung boykottiert, bei der das strittige Dekret angenommen worden war. Allerdings war die Regierung gerade dank der Anwesenheit des SNP-Gesundheitsministers Miodrag Kovac beschlussfähig. Kovac hatte dagegen gestimmt. Die montenegrinische Partei widersetzt sich der Auslieferung von vermeintlichen Kriegsverbrechern an das Tribunal. Parteichef Predrag Bulatovic bezeichnete die Situation in der jugoslawischen Regierung als "sehr ernst". Zizic und andere Bundesminister aus der montenegrinischen Partei hatten am Samstag der Parteiführung ihren Rücktritt angeboten. Der SNP-Hauptausschuss wird darüber erwartungsgemäß am kommenden Freitag entscheiden. Nach einem Treffen von Spitzenfunktionären der Volkspartei und der Serbischen Volkspartei am Montagabend in Podgorica scheint der Koalitionsbruch mit dem DOS-Bündnis auf Bundesebene vorerst abgewendet zu sein. Die Bundesregierung bleibe intakt, verlautete aus dem SNP-Umfeld. Auch in Kreisen der DOS-Spitzenfunktionäre herrschte Zuversicht. Der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica meinte ebenfalls, dass der Staat wichtiger als einzelne Parteien seien. Würde sich die SNP-Führung für den Rücktritt ihrer Minister und des Ministerpräsidenten entscheiden, so würde dies wahrscheinlich nicht nur das Ende der Regierung, sondern des gesamt Bundesstaates bedeuten. Der einstige Bündnispartner der montenegrinischen Partei, die serbische Sozialistische Partei von Slobodan Milosevic, berief unterdessen für den Abend eine Protestkundgebung im Belgrader Stadtzentrum gegen den Regierungserlass ein. Die Partei fordert eine Außerkraftsetzung des Dekretes sowie die Freilassung von Milosevic. Dass sich die SNP für eine neuerliche Koalition mit den Sozialisten von Milosevic entscheiden dürfte, wird in Podgorica indes ausgeschlossen. Auch Bulatovic wies eine solche Möglichkeit als völlig undenkbar zurück. (APA)