Bühne
Die transkulturelle Ästhetik der Akemi Takeya
In Zusammenarbeit mit Ko Murobushi entsteht die ImPulsTanz-Eigenproduktion "Black Honey Drops"
Wenn Akemi Takeya ihre Sicht der Welt auf die Bühne bringt, ist das ein in
mehrfacher Hinsicht weltumspannendes Ereignis: Einerseits vereint die in
Japan geborene und seit 1991 in Wien lebende Künstlerin
geographisch-kulturelle Gegenpole in sich, andererseits versöhnt sie die
Künste in ihrer westlichen und östlichen Ausprägung miteinander: Tanz,
Theater, Pantomime und Gesang.
Sie ist eine charismatische Darstellerin, verfügt über ein beachtliches
Stimmvolumen, hohe Musikalität und eine lyrische Sprachbegabung. Mit
analytischer Präzision verbindet sie diese Talente zu einem einzigartigen
Bühnenereignis: Spiele aus Licht und Schatten, die um die universellen und
zeitlosen Thema von Tod und Wiedergeburt kreisen und zwischen dem weiblichen
und männlichen Prinzip der menschlichen Natur oszillieren.
Seit 1997 tritt Takeya als Soloperformerin in Erscheinung, der künstlerische
Durchbruch gelang ihr vor zwei Jahren mit
Drowning Fish
, wofür sie mit dem
Österreichischen Tanzproduktionspreis ausgezeichnet wurde. Den minutiös
gestalteten Stücken stehen improvisierte Arbeiten gegenüber, etwa
Yuragi
oder
Multiple Space
(mit Christian Fennezs). Bei einer ersten Fassung des
neuen Stückes
Black Honey Drops
sah man, wie sich die Performerin in
schmerzvoll langsamer Art aus einer Plastikhaut schälte und im Zusammenspiel
mit Videoprojektionen die Grenzsituation erotischer Erfahrung nachspürte.
"Ich verbinde Eros mit Schmerz, Ekstase und Liebe und experimentiere damit.
Was auf der Bühne entsteht, bin immer ich", behauptet Akemi Takeya. "Ich
übersetze nur mich selbst." Diese "Übersetzungen" sind jedoch immer auch
ästhetische Höhenflüge.
Im Zusammenspiel mit dem visuellen Design von Krisha Piplits und den
Kostümen von Eberhard von Knobloch entstehen seit Jahren die schönsten
Arbeiten von Akemi Takeya. Für
Black Honey Drops
hat das erfolgreiche Team
darüber hinaus Ko Murobushi als künstlerischen Supervisor zur Seite. Ein
Wiedersehen mit dem Altmeister des Butoh-Tanzes gibt es am 24. Juli im
Akademietheater, wo er mit seinem jüngsten Solo
[Edge] 01
auftritt. Auch
hier: formvollendete Erlebniswelten.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. 7. 2001)