Wien - Der bayrische Waffenhändler Karlheinz Schreiber, der in Deutschland als Kronzeuge des CDU-Schwarzgeld-Skandals gilt, will Wolfgang Schüssel wegen eines Mitte der 90er Jahre gelaufenen Milliarden-Geschäfts mit dem österreichischen Bundesheer als Zeuge vor Gericht zitieren. Anlass der spektakulären Zeugenladung: Schreiber hat in Bern eine 10-Millionen-Schilling-Provision im Zuge eines 1994 nach Österreich vermittelten Rüstungsgeschäfts des französischen Konzern Thomsons eingeklagt, in dem der damalige VP-Wirtschaftsminister Schüssel eine bis heute höchst umstrittene Schlüssel-Rolle spielen soll, wie "News" berichtet. Unmittelbar nach der Veröffentlichung einer entsprechenden Vorausmeldung von "News" erklärte der Bundespressedienst in einer Aussendung, in dieser Causa gebe es "keinerlei neue Unterlagen oder 'Beweise'". Bei der teuersten Beschaffungsaktion der zweiten Republik - der Anschaffung eines Zielerfassungsradars für das Bundesheer - gab der damaligen VP-Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel dem französischen Thomson-Konzern buchstäblich in letzter Sekunde den Zuschlag für den 1,3 Milliarden-Deal, obwohl Thomson weder die vorgeschriebenen Ausschreibungskriterien erfüllte noch Bestbieter war. Thomson war sowohl bei einer internen Wertung des Wirtschaftsministeriums als auch bei einem offiziellen Hearing nur an dritter Stelle gereiht worden. Auslöser des Stimmungs-Umschwungs, so Schreiber, sei ein Besuch des damaligen Thomson-Präsidenten Merk bei Schüssel gewesen, den Rüstungs Lobbyist Schreiber höchstpersönlich eingefädelt hatte: "Ich habe selbst den Kontakt Thomson zu Schüssel eingeleitet." "Sie bekommen soviel, und soviel bekommt der ..." Der Kontakt Thomson-Schüssel sei, sagt Schreiber, sei von ihm so eingefädelt worden: "Herr Merk, Verwaltungsratspräsident von Thomson Schweiz, ist zu mir gekommen und hat mir die Lage geschildert. Ericsson hatte das Geschäft so gut wie im Sack. Alle Bemühungen von Thomson wären vergebens, weil die nicht an den Schüssel rankämen. Sie brauchten einen Termin bei Schüssel. Als Merk damals zu mir kam und mir das Projekt schilderte, hat er auch gesagt: Sie bekommen soviel, und soviel bekommt der und der und so fort.. Ich habe damals den Otto Wiesheu kontaktiert, den bayerischen Wirtschaftsminister, und gebeten, einen Termin für Thomson bei Minister Schüssel zu ermöglichen." Dieses Treffen zwischen VP-Wirtschaftsminister Schüssel und Thomson-Präsident Merk, so Schreiber, habe dann - wenige Tage nach seiner Intervention (via CSU-Minister Wisheu) im Schüssel-Büro - Mitte August 1994 dann tatsächlich in Wien stattgefunden. "Die müssen aufpassen ..." Über Rolle des Thomson-Präsidenten Merk sagt Schreiber: "Merk hat zu mir gesagt, er sei "das Portemonnaie von Mitterand" und seinem obersten Chef im Konzern, Alain Gomez. Er sei auch für "Sonderaufgaben" zuständig. Wie "Nützliche Aufwendungen" zu verteilen. Dafür hatte er auch eine Firma in Liechtenstein." Schreiber stellt ausdrücklich eine Parallele mit dem wegen der verschwiegenen Annahme einer Schwarzgeld-Parteispende zurückgetretenen CDU-Chefs Wolfgang Schäuble her. Schreiber über die von ihm geladenen Kronzeugen Schüssel & Co: "Die Unwahrheit darf keiner sagen. Die müssen aufpassen, dass ihnen nicht dasselbe passiert wie dem Herrn Schäuble..." SPÖ überlegt parlamentarische Schritte Die SPÖ überlegt parlamentarische Schritte gegen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) in der Causa Thomson. Der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Josef Cap forderte Schüssel auf, die Vorgänge rund um die Beschaffung von Radargeräten für das österreichische Bundesheer im Jahr 1994 "in allen Details zu klären und offen zu legen". Von der Qualität und Aussagekraft der Klarstellung Schüssels werde abhängen, ob und welche parlamentarischen Schritte die SPÖ in dieser Frage unternehmen werde, so Cap am Mittwoch in einer Aussendung. (red/APA)