Brüssel - Die Kandidatenländer holen wirtschaftlich zwar mit der EU-15 auf, der Aufholprozess kommt aber nur langsam voran. Vor allem bei der Kaufkraft bleibt der Respektabstand zur EU gewahrt, geht aus den jüngsten Zahlen von Eurostat (EU-Amt für Statistik) hervor. Wirtschaftlich machen die Kandidatenländer nur einen Bruchteil der derzeitigen Union aus. Die zehn Staaten (Tschechien, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Polen, Estland, Lettland, Litauen, Zypern, Malta) deren baldiger Beitritt zur Union realistisch ist, hatten zusammen im Jahr 2000 ein Bruttoinlandsprodukt von 354,6 Mrd. Euro, was 4,1 Prozent der EU-15 entsprach. Knapp die Hälfte davon (172,2 Mrd. Euro) entfiel auf Polen. Kaufkraft hinkt weiterhin hintennach Wenn man Bulgarien (13 Mrd. Euro), Rumänien (40 Mrd. Euro) und die Türkei (217,4 Mrd. Euro) dazu rechnet, macht die Wirtschaft aller Kandidatenländer 7,3 Prozent des Wertes der gesamten EU aus. Fünf Jahre früher, 1996, erwirtschafteten die 13 Kandidatenländer noch 6,2 Prozent der Wirtschaftskraft der EU-15. Dieser markante Anstieg in absoluten Zahlen schlägt sich aber nicht im Kaufkraftvergleich nieder. Die 13 zusammen kamen 1996 wie 2000 auf eine Kaufkraft, die etwa 16 Prozent der Kaufkraft der EU-15 entsprach. Pro Kopf stagnierte die Kaufkraft bei 35 Prozent der pro-Kopf-Kaufkraft in der Union. Slovenien überholt schon Griechenland Die Stagnation im statistischen Mittel täuscht über Erfolge - und Misserfolge - einzelner Länder hinweg. So haben Zypern und Slowenien bereits eine Kaufkraft pro Kopf, die höher ist als jene von EU-Nachzügler Griechenland. Slowenien verdankt dies einem raschen Aufholprozess, von 66 Prozent des EU-Schnitts 1996 auf 72 Prozent im Vorjahr. Zypern hingegen lag damals schon bei 80 Prozent des EU-Schnitts und schafft heute 82 Prozent. An dritter Stelle in diesem Ranking steht zwar Tschechien mit einer Kaufkraft pro Kopf von 58 Prozent des EU-Schnitts. Das Land hat aber in den vergangenen fünf Jahren deutlich verloren, denn es lag 1996 schon bei 65 Prozent des EU-Schnitts. Malta kommt derzeit auf 53 Prozent des EU-Schnitts, stagniert aber im Vergleich zur EU, während Ungarn sich in den vergangenen fünf Jahren von 47 auf 52 Prozent verbessern konnte. Die anderen acht Kandidatenländer haben eine Kaufkraft/Kopf von weniger als der Hälfte des EU-Schnitts, wobei Lettland, Litauen, die Türkei, Bulgarien, und Rumänien auf weniger als 30 Prozent kommen. (APA)