Wien - Am 20. Mai 2000 hat ein Kriminalbeamter bei einer Razzia in Wien-Penzing einen mutmaßlichen Drogendealer erschossen. Der Schuss habe sich gelöst, als der Beamte mit seiner gezückten Dienstwaffe versuchte, die Tür des Pkw zu öffnen, in dem der Verdächtige Imre B. (35) saß und angeblich flüchten wollte, hieß es. Über ein Jahr nach diesem Vorfall ist noch immer eine Entscheidung über eine Anklage gegen den Unglücksschützen ausständig, der inzwischen wieder Dienst versieht. Tatrekonstruktion wird als Grund für lange Verfahrensdauer angegeben Die Voruntersuchung in Richtung "fahrlässige Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen" hat sich deswegen in die Länge gezogen, weil der Gerichtsmediziner sein Gutachten von der Expertise eines Schießsachverständigen abhängig machte, war dazu am Mittwoch bei der Staatsanwaltschaft Wien zu erfahren. Letzteres habe auf sich warten lassen. Zudem wären eine Tatrekonstruktion und ein Lokalaugenschein durchgeführt worden, so die weitere Begründung für die lange Verfahrensdauer. Anklage oder nicht Der zuständige Staatsanwalt hat seinen Vorhabensbericht vor eineinhalb Monaten abgeschlossen und an die Oberstaatsanwaltschaft abgeschickt. Der Akt wird dort jetzt eingehend geprüft. Die Entscheidung, ob gegen den Polizisten Anklage erhoben oder das Verfahren eingestellt wird, soll in Kürze fallen. Nie gelernt wie Waffe in gezogenem Zustand zu halten ist Werner Tomanek, der Verteidiger des Polizisten, wird auf Freispruch plädieren, sollte sein Mandant vor den Kadi müssen. Der Mann habe "sicher nicht willkürlich" die Waffe betätigt, sondern in einem "Greifrefelex" den Abzug betätigt, meinte er dazu. Tomanek führt das auf ein "Ausbildungsdefizit" zurück: "Ihm ist nie beigebracht worden, wie eine Waffe in gezogenem Zustand zu halten ist." Der Anwalt führte außerdem ins Treffen, dass der Kriminalbeamte überhaupt keine Übung im Umgang mit seiner Pistole haben könne: "Es ist für ihn verpflichtend vorgesehen, 250 Schüsse im Jahr abzugeben". Viel zu wenig, wie Tomanek glaubt: Er selbst bringt es als Sportschütze im Schießkeller auf 7.000 bis 8.000 pro Jahr. (APA)