Berlin - Wissenschaftler aus Berlin haben nachgewiesen, dass das Haustiere befallende Bornavirus (Borna Disease Virus - BDV) auch beim Menschen vorkommt und an psychiatrischen Erkrankungen beteiligt sein kann. Das berichtet ein Forscherteam um Liv Bode vom Robert-Koch-Institut in Berlin und Hanns Ludwig von der Freien Universität Berlin im Fachmagazin "Molecular Psychiatry". Dabei nutzten sie den Umstand, dass das Borna-Virus nicht nur die Neuronen des limbischen Systems im Gehirn befällt, sondern auch die weißen Blutzellen. Die schon seit Jahren existierende Vermutung, dass das Borna-Virus bei der "Major Depression" eine wichtige Rolle spielt, konnten die Virologen bestätigen, weil sie im Blut entsprechender Patienten in nahezu 100 Prozent der Fälle BDV-spezifische Immunkomplexe fanden. Wie Hanns Ludwig gegenüber pressetext.deutschland sagte, bestehe dieser Komplex aus Teilen des Virus, die mit körpereigenen Abwehrstoffen verbunden sind. Sie lassen den eindeutigen Schluss zu, dass auch Menschen von dem Virus infiziert werden können und die Infektion bei akuter Depression aktiv ist. Für die Studie verglichen die Wissenschaftler in den letzten vier Jahren das Blut von Patienten des Benjamin-Franklin-Hospitals der FU Berlin und der Medizinischen Hochschule Hannover mit dem Blut von gesunden Blutspendern des Deutschen Roten Kreuzes sowie mit dem Blut von BDV-kranken Pferden. Bei besonders schwer an Major Depression erkrankten Patienten stellten die Wissenschaftler neben den Immunkomplexen und Antikörpern auch hohe Konzentrationen von Viruseiweiß – so genannte Antigene – im Blutplasma fest. Immunkomplexe als Fingerabdruck des Erregers ließen sich auch bei 30 Prozent der gesunden Testpersonen nachweisen. Das ist zehnmal mehr als Wissenschaftler bisher aufgrund von Antikörpern vermuteten. Das Borna-Virus fiel erstmals 1894 als Pferdeerkrankung auf, die in dem Dorf Borna nahe Leipzig ausgebrochen war. Inzwischen weiß man, dass das Bornavirus alle möglichen Säuger- und Vögelspezies befallen kann. (pte)