(Anm.: Situationsbericht vom 28. 6. - Mitte Juli hat sich der Konflikt auf juristische Ebene verlagert, mit einer Räumungsklage der Betriebsgesellschaft) Während im Haupthof an der Bühne geschraubt wird, schichten die Betreiber der Public Netbase Sandsäcke auf und um: Die Internetkulturtruppe um Konrad Becker bereitet sich auf die Nichtübergabe der Schlüssel zu ihren Räumlichkeiten vor. Denn zeitgleich zu den Eröffnungsfeierlichkeiten des Kulturbezirks sollen die "Netbaseianer" ausziehen. "Besenrein", so Konrad Becker, Gründer und Chef des seit 1995 im Fischer-von-Erlach-Trakt über dem Haupttor angesiedelten Kulturnetzwerks, sollten die Räume übergeben werden. "Wir bleiben. Das kann bis zu einer sanften Hausnutzungsbesetzung gehen", gibt sich Becker kämpferisch: Public Netbase feiert im Camouflagezelt, umgeben von Sandsäcken unter dem Signet "remote viewing". Man geht "gegen die Gemütlichkeit in Stellung" - diese liegt im Staatsrathof und wird unter anderen von Maschek, Bady Minck und monochrom besetzt. "Gemütlich" war der von zwölf ständigen Mitarbeitern betriebene "non-profit-ISP" (Internet Service Provider) nie. 1994 entstand die Public Netbase aus dem "Institut für neue Kulturtechnologien" - einer der ersten Kulturserver. Kernpunkt der Arbeit ist die Wechselwirkung zwischen Kultur, Technik, Kunst und Gesellschaft. Die Arbeit teilt sich in drei Segmente: Service (Usersupport und Workshops), Diskursplattform und Vermittlungsinstanz, etwa für Ausstellungen oder Konferenzen. Die von EU- und Stadtgeldern gespeiste Plattform, der mit der schwarz-blauen Regierungsübernahme die Bundessubventionen dramatisch gekürzt wurden, verzeichnet über 1,7 Millionen Seitenzugriffe pro Monat. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28. 6. 2001)