Wien - Die Austrian Research Centers Seibersdorf (ARCS) übersprangen im vergangenen Jahr erstmals die Milliardenumsatzgrenze und haben ehrgeizige Ziele. So sollen über die kommenden vier Jahre in der Forschungsgruppe rund 250 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, kündigte Seibersdorf-Geschäftsführer Günter Koch an. Diese Expansion steht in krassem Kontrast zur Sanierungsphase der späten 90er-Jahre: Noch 1998 hatten zehn Prozent der damaligen Jobs abgebaut werden müssen. Im vergangenen Jahr wurde erstmals wieder auf einen Personenstand von 504 aufgestockt. Rückenwind fühlt man dabei in Seibersdorf auch von der Strategiekonzeption zur Forschung in Österreich, die der Forschungsrat ausgearbeitet hat: Darin wird dem Segment der außeruniversitären Forschung eine prioritäre Rolle eingeräumt. Deren Aktivitätsniveau soll demnach - monetär ausgedrückt - bis 2005 um das Dreifache auf rund 20 Mrd. Schilling steigen, während das Unibudget real konstant bleiben und der Aufwand des Unternehmensektors verdoppelt werden sollte. Mehr Wettbewerb In Seibersdorf rechnet man daher auch mit mehr Mitteln von der öffentlichen Hand, allerdings nicht in Form gesteigerter Basisfinanzierung, sagte Wolfgang Pell, der kaufmännische ARCS-Geschäftsführer: "Es werden sich mehr Chancen ergeben, über öffentliche Ausschreibungen im Wettbewerb mehr öffentliche Mittel einzuwerben." An Basisfinanzierung des Bundes bekamen die ARCS im Vorjahr 330 Mio. Schilling, um rund 50 Mio. Schilling mehr als ein Jahr zuvor, was einem Drittel des Gesamtumsatzes entspricht. Das vor drei Jahren gesetzte Ziel, bis 2000 zwei Drittel des Umsatzes im Wettbewerb zu erwirtschaften, sei damit erreicht worden, so Pell. Aus der Auftragsforschung haben die ARCS laut Pell einen Gewinn von 35 Mio. Schilling erwirtschaftet. Dieser wird zu 40 Prozent für Investitionen in die Infrastruktur genützt, 13 Mio. Schilling werden der Stärkung des Eigenkapitals zugeführt. Neben der betriebswirtschaftlichen Bilanz legten die ARCS zum zweiten Mal auch eine Wissensbilanz vor, in der die Entwicklung des Humankapitals im Unternehmen abgebildet wird. Diese zeigt etwa, dass die Weiterbildungstage pro Mitarbeiter im vergangenen Jahr von zuvor 3,6 auf 5,6 gestiegen sind. Die Aufwendungen in die Informationstechnologie je Mitarbeiter erhöhten sich von 31.000 auf gut 39.000 Schilling. Der Anteil internationaler Forscher in der Gruppe ist aber von 6,2 auf 5,7 Prozent gesunken. (jost, DER STANDARD, Printausgabe 29.6.2001)