Zürich - Das Institut für Geotechnik der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) Zürich hat eine der beiden weltweit größten geotechnischen Trommelzentrifugen in Betrieb genommen. Mit dem High-Tech-Gerät können Naturkatastrophen simuliert und dank der gewonnenen Erkenntnisse verhindert werden. Der Lawinenwinter 1999 oder die Schlamm- und Gerölllawinen vom vergangenen Jahr im Wallis sind Beispiele von Naturkatastrophen in der Schweiz in jüngster Zeit. Die Zentrifuge (die zweite dieser Art steht in Japan) liefert exakte Erkenntnisse über folgenschwere Naturereignisse wie Hangrutschungen oder Steinschläge - Gefahren, die wegen häufigeren Niederschlägen oder Schmelzwasserüberflutungen als Folge der Klimaerwärmung weiter zunehmen dürften. Was in der Natur Jahre dauert, kann mit der Anlage in wenigen Stunden simuliert werden, sagte Sarah Springman, Professorin am ETH-Institut für Geotechnik, am Donnerstag vor den Medien. Kräfte, die in Hängen wirken, und deren Veränderungen, wenn große Wassermengen im Spiel sind, können simuliert, die zerstörenden Auswirkungen vorweggenommen werden. Schneller und billiger Laut Springman liefert die Anlage nicht nur schnelle Ergebnisse, diese könnten auch sehr viel billiger gewonnen werden, als durch aufwändige Feldversuche. Wirkt ein Vielfaches der Erdbeschleunigung auf ein Hangmodell, reduziert sich die Zeit von Naturvorgängen - beispielsweise wenn Wasser eingebracht wird - massiv. Gleichzeitig wachsen die wirkenden Kräfte unter Rotationsbedingungen auf Größen, wie sie in der Natur vorkommen. Diese physikalischen Gesetze macht sich die rund eine Millionen Franken (656.901 Euro/9,04 Mill. S) teure Anlage mit einem Durchmesser von gut zwei Metern zunutze. Die Maschine dreht Erdmassen-Modelle (von bis zu zwei Tonnen) bis zu sechshundert Mal in der Minute (440-fache Erdbeschleunigung). Kleinmodelle "wachsen" dadurch auf Größen von über zwei Kilometer an. Ein Bündel von Messsonden liefert die Daten über die inneren Vorgänge. Wichtige Daten liefert die Maschine auch zu Veränderungen in Permafrost- und Eishängen angesichts der langsamen Erwärmung durch den Treibhauseffekt. Weltweit einzigartig sei die Möglichkeit, Spannungsverteilungen unterhalb von Fundamenten zu erfassen. Untersuchen lassen sich aber auch Kräfte, die in Tunnels oder bei komplexen Bauprojekten wirken. Die Anlage wird deshalb neben der Forschung und Lehre auch im Bauwesen eingesetzt. (APA/sda)