Verbale Watschen bekommt die Gewista nur selten. Aber diesmal hagelt es ordentlich Kritik seitens der SP-Stadtregierung - inklusive "meinen Grant", äußerte SP-Vizebürgermeisterin Grete Laska ihren Unmut gegenüber dem STANDARD, wenn die Gewista nicht "blitzartig wieder auf unsere Linie schwenkt". SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny wirft der Gewista vor, dass die "Situation eskaliert, wenn die völlig unnötige Klage" durchgeht. Er hat sich vorgenommen, "auf die Gewista jedenfalls kalmierend einzuwirken." Wie der STANDARD exklusiv berichtete, geht die Gewista mit einer Klage gegen ein Wildplakatier-Unternehmen vor. Laut Gewista-Direktor Karl Javurek-Steiner mit der Begründung, es herrsche unlauterer Wettbewerb, weil das geklagte Unternehmen für kommerzielle Zwecke plakatiere, und nicht - wie bisher im Sinne der Förderung einer freien Kunst- und Kulturszene weitgehend toleriert - für Künstler und Künstlerinnen. Es geht um einen Streitwert von 650.000 Schilling. Eroberung des Marktes Die Gewista selbst ist an der Eroberung dieses Marktes interessiert und hat nun ihrerseits einen Pilotversuch entlang der Zweierlinie gestartet, mit dem durch "geordnete Plakate an Lichtmasten" für die Kunstszene geworben werden soll - die kreuz und quer angepickten Plakate der Schwarzplakatierer hätten keinen Platz mehr. Nun wird nach einer Lösung gesucht. Planungsstadtrat Rudolf Schicker hat mit den Plakaten sowieso wenig Freude - wegen des verschandelten Stadtbildes, gemeinsam mit Grete Laska wälzt er aber Pläne, eine "Art Betriebsgesellschaft" zu gründen, damit die Bewirtschaftung Wiener Freiflächen von der Gewista und den "Wilden" gemeinsam organisiert wird. Schicker rät den Schwarzplakatierern außerdem "sich in Zusammenarbeit mit der MA19 selbst darum zu kümmern, wie sie kreative Vorschläge zur Plakatbewirtschaftung umsetzen können - so wie dies auch die Gewista mit uns tut." Jedenfalls soll "das illegale Plakatieren" ein Ende haben, wenn es rein kommerziellen Zwecken dient: "Für die anderen kann man ja ein Auge zudrücken." "Das bisherige System hat zwar funktioniert", es gehört aber geändert, ist auch SP-Landesparteisekretär Harry Kopietz überzeugt. Künftig müsse auch Veranstaltern garantiert werden, dass ihre Plakate wirklich zur vereinbarten Zeit, am vereinbarten Ort hängen - was bei Wild-Aufträgen in der Veranstalterszene immer als Hasardspiel gilt. Kopietz lacht, er kennt die Situation: Hat er doch als Veranstalter von Kinderfesten schon selbst die Dienste von Schwarzplakatierern in Anspruch genommen. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.6.2001)