Wien - Mit einem beachtlichen Kursplus hat sich Wiens viel geschmähte Börse im ersten Halbjahr 2001 international ins Rampenlicht gerückt. Trotz allgemeiner Konjunktursorgen, die den Weltbörsen in New York, Frankfurt und Tokio teils empfindliche Verluste bescherten, konnte der ATX bis Ende Juni gegenüber dem Jahresultimo 2000 um 13,5 Prozent auf 1.216 Punkte zulegen. Im weltweiten Vergleich liegt der Index der wichtigsten österreichischen Aktien damit an der Spitze. Aufwärtspotenzial Für die Erste Bank bleibt Wien auch in Zukunft ein "attraktives Börsenpflaster". Wie zuletzt sollten profitable Industriewerte auch im zweiten Halbjahr hoch im Kurs der Anleger stehen und die Börse zu einem internationalen Top-Performer machen, so Erste-Analyst Günter Artner. Auch in der Raiffeisen Zentralbank (RZB) gehen Aktienexperten davon aus, dass sich Wien weiterhin gut halten kann, obwohl für die Auslandsbörsen wegen des unsicheren Konjunkturausblicks turbulente Sommermonate zu erwarten seien. Bis zum Jahresende 2001 rechnet die Erste Bank mit einem ATX von 1.300 Punkten. Gemessen am aktuellen Niveau ergibt sich damit für den Rest des Jahres ein weiteres Potenzial von knapp sieben Prozent. Auf Sicht von zwölf Monaten sieht die Erste Bank den ATX bei 1.380 Punkten. Old Economy wieder in Mode Profitiert hat die Wiener Börse im bisherigen Jahresverlauf vor allem davon, dass der ATX im Gegensatz zu den großen internationalen Aktienindizes kaum mit Werten aus dem Technologie- und Internetsektor bestückt ist und Aktien der Old Economy, die in Wien besonders stark (mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis und hohen Dividenden) vertreten sind, wieder in Mode kamen. Dass sich unter den besten ATX-Werten im Halbjahr - mit Ausnahme der Telekom Austria (TA) - ausschließlich Vertreter aus klassischen Wirtschaftsbereichen finden, überrascht daher wenig. Am stärksten legten in den ersten sechs Monaten die Aktien von Austria Tabak (plus 40 Prozent), deren Kurs von der nunmehr finalisierten Privatisierung des staatlichen ÖIAG-Anteils getrieben war, Böhler-Uddeholm (plus 30 Prozent), TA (plus 24 Prozent) sowie VA Stahl, VA Tech und Erste Bank mit jeweils plus 22 Prozent. Zu den stärksten Halbjahres-Verlierern zählte die Libro-Aktie mit einem drastischen Kursverlust von gut 82 Prozent. Deutliche Verluste setzte es auch für die Papiere des Internet-Wettanbieters betandwin (minus 32 Prozent), des Sportartikel-Konzerns Head (minus 24 Prozent) und des Telekom-Betreibers CyberTron (minus 15 Prozent). (APA)