Wien - Die ÖIAG wird nächstes Jahr eine Verschnaufpause bei der Privatisierung einlegen. ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz sagte am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten, dass die Staatsholding ihre Beteiligungen an den beiden Stahlkonzernen Voest-Alpine (bisher VA Stahl) und Böhler-Uddeholm nicht verkaufen und sich auch nicht vor 2003 vom Rest der Telekom Austria trennen werde. Der ÖIAG-Vorstand, zu dem am Montag Peter Michaelis stößt, werde nach dem noch für heuer geplanten Verkauf des Dorotheums und der Print Media/Strohal Druckerei das Beteiligungsmanagement pflegen. "Wenn jemand mit einem Übernahmeangebot für Böhler kommt, werden wir dem nicht näher treten", sagte er. Die ÖIAG wolle lieber die steigenden Dividenden von Böhler und Voest lukrieren. Die Telekom wiederum müsse erst den Turnaround schaffen, also klar in die Gewinnzone kommen und dividendenfähig werden, bevor die 47,8-Prozent-Beteiligung der ÖIAG entweder über die Börse oder an den strategischen Aktionär Telecom Italia abgegeben werde. Selbst wenn der Börsenkurs in absehbarer Zeit über den Emissionspreis von neun Euro steigt, will Ditz - anders als Finanzminister Karl-Heinz Grasser - noch zuwarten. Meinungsverschiedenheiten in der Telekom Zwar habe er, Ditz, selbst daran gezweifelt, ob das jetzige Management unter Heinz Sundt dazu in der Lage wäre, aber die Mehrheit des Aufsichtsrates sei nach den "extrem optimistischen Zahlen des ersten Quartals" anderer Meinung gewesen. Deshalb sei er am Donnerstag als TA-Aufsichtsratschef zurückgetreten. Dies könne nun als "Vertrauensvorschuss" für den Vorstand gewertet werden. Sollte die Entwicklung so weitergehen, so werde die TA wieder Dividenden zahlen können. Während Ditz den TA-Vorsitz an seinen neuen ÖIAG-Kollegen Peter Michaelis abtritt, wird er entgegen den bisherigen Plänen Aufsichtsratschef der Post AG bleiben. Die Post müsse weiter restrukturiert werden und der Postbus aus der Verlustzone herausgeführt werden. Dann könne man wieder über größere Lösungen nachdenken, etwa einen erneuten Anlauf zur Zusammenlegung mit den Bussen der ÖBB. Ditz wies Berichte zurück, wonach seit der Neuordnung der ÖIAG unter der neuen Regierung der Wert der Beteiligungen geschrumpft sei. Der Börsenwert habe seit Anfang Juni 2000 selbst unter Einbeziehung der Telekom um 1,5 Prozent zugelegt, vor allem Dank des rasanten Anstieges der Austria Tabak. Sein Verhältnis zu Aufsichtsratschef Alfred Heinzel bezeichnete er als "gut", das zu Grasser, der Ditz vor kurzem öffentlich kritisiert hatte, als "neutral und korrekt". Es sei nicht nötig und sogar schädlich, wenn der Finanzminister mit ihm direkten Kontakt habe. (ef, DER STANDARD, Printausgabe 30.9.2001)