Salzburg - "Sie sind uns sehr willkommen!", begrüßte Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) die ersten Vertreter des World Economic Forums (WEF) am Freitag in Salzburg betont herzlich. Andere Stimmen hält Schaden für nicht repräsentativ. Um sicher zu sein, dass man auch willkommen bleibt, wirbt das WEF heuer erstmals um Sympathien der Bevölkerung. Immerhin soll der Europagipfel weitere fünf Jahre in Salzburg stattfinden. Gerade die umfangreichen Einschrän- kungen rund um den Sperrbezirk haben aber nicht zur ungetrübten Beliebtheit des Kon- gresses beigetragen. Sperrgitter und jede Menge Exekutivbeamte vermitteln eine wenig wohlige Stimmung. Klaus Schwab, Gründer und Präsident des WEF, bat daher in einem Brief an 15.000 Salzburger Innenstadthaushalte um "Verständnis und Geduld". Ungeteilte Zustimmung findet das geballte Auftreten Uniformierter bei den Geschäftsleuten. Sie fühlen sich vor möglichen Ausschreitungen gut beschützt. Vernagelte Auslagen soll es keine geben. Gerade jüngere Anrainer hingegen erinnern sich an Pfingsten 1997. Damals haben Spaßvögel im Internet zu "Salzburger Pestspielen" aufgerufen. Polizeichef Karl Schweiger zeigte Nerven, ignorierte alle mäßigenden Stimmen und versetzte Salzburg in Belagerungszustand. Selbst biedere Familienväter mit Kindern am Autorücksitz mussten penible Kontrollen über sich ergehen lassen. "Internationale Chaotenszene" bislang ausgeblieben Die Blamage war groß, als sich herausstellte, dass die "internationale Chaotenszene" gar nie daran gedacht hatte, die beschwerliche Reise an die Salzach anzutreten. Die Rechtfertigung, nur die massierte Staatsmacht verhinderte "Chaostage", haben viele in Salzburg nie geglaubt. Die meisten gingen deshalb nun vorerst von einem friedlichen Verlauf des Wirtschaftsgipfels aus. Ein Wunsch, den wohl auch Schweigers Familie teilt: Zwei seiner drei Kinder planten, am Sonntag auf der anderen Seite der Barrikade zu stehen, um gegen die "neoliberale Wirtschaftsordnung" zu demonstrieren. Vor der Eröffnung des dreitägigen Gipfels tourten noch Teams von Mitarbeitern der WEF-Presseabteilung durch die Stadt und verteilten Prospekte, um positive Stimmung zu verbreiten. Erik, einziger Österreicher im Team, probierte es am Freitag an einem Würstelstand am Grünmarkt. Sein Angebot, Information über das Forum zu geben, konterte die Standlerin mit einem trockenen "Wollen S’ was essen?" Er wollte nicht. "Ich bleib' daheim" Eine Pensionistin hingegen mochte sehr wohl über die Themen des Forums unterrichtet werden. Für eine Tageskarte zur Teilnahme am Gipfel interessierte sie sich aber nicht. "Uns Pensionisten haben s’ gesagt, wir sollen an dem Tag nicht in die Stadt gehen. Ich bleib’ daheim." Andere sind oft überrascht von der Möglichkeit, selbst beim Gipfel dabei sein zu können. Die Chancen stehen allerdings nicht gut: Pro Tag dürfen sich ganze zehn Einheimische am Forum beteiligen. Insgesamt machen den Werbern auf der Straße die hohen Temperaturen mehr zu schaffen als so manche kalte Schulter. Heiß ist es auch in Teilen des Kongresshauses. In Eriks Arbeitsraum gibt es keine Klimaanlage. Zum Lüften könnte man das Fenster elektronisch öffnen, berichtet er. "Leider funktioniert die Elektronik nicht." (DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2001)