Berlin/Wien - Das Kammergericht Berlin hat das Verfahren gegen den Bank-Burgenland-Betrüger Walter Alexander Thom alias Gualterio Alejandro Hom-Rusch eingestellt. Mitte Mai hatte der Exchef der in den Konkurs geschlitterten Howe AG fünf Jahre Freiheitsstrafe bei Haftverschonung erhalten - das heißt, er muss nur die Nächte hinter Gittern verbringen. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat nun von einer Ermessensvorschrift Gebrauch gemacht und die noch nicht eingeklagten Akten geschlossen, sagte ihr Sprecher Sascha Daue am Freitag. Grund dafür sei gewesen, dass ein neuerlicher Prozess nach Meinung der Staatsanwälte die Strafe nicht wesentlich erhöht hätte. Bei guter Führung könnte Thom schon nach zwei Jahren wieder ein freier Mann sein. Zum Vergleich: Der ehemalige Bank-Burgenland-Chef Ernst Gassner wurde in Eisenstadt zu zehn Jahren Haft verurteilt. Von den zwei Milliarden, um die die Bank Burgenland betrogen wurde, fehlt weiter jede Spur. Die Bank rechnet auch nicht mehr mit dem Geld. Thom, der am 1. August 2000 nach mehrwöchiger internationaler Fahndung in Hamburg verhaftet worden war, wurde überhaupt nur für einen Teil der möglichen Delikte mit einem Gesamtschaden von 350 Mio. S angeklagt. Empörung Im Burgenland reagierten Vertreter aller Parteien empört. Die Entscheidung sei für ihn "unverständlich und nicht nachvollziehbar", so Landeshauptmann Hans Niessl. Die burgenländische Justiz kann keine neuen Ermittlungen aufnehmen. Als deutscher Staatsbürger darf Thom nicht ausgeliefert werden. Gassners Anwalt Herbert Eichenseder meinte, Thom habe sich bewusst nach Deutschland abgesetzt, weil er dort mit einem milderen Urteil rechnen konnte. "Seine Taktik ist voll aufgegangen", sagte er. (APA, DER STANDARD, Printausgabe 30.6.2001)