Klagenfurt/Wien - Plötzlich will für den ausgesäten Genmais niemand mehr verantwortlich sein. "Schwierig", schüttelt Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider den Kopf: Die Gesetze "geben uns kein wirksame Handhabe in der Frage". Schwierig, meint auch Sozialminister Herbert Haupt: Er könne niemandem anschaffen, die Sprösslinge auszurupfen. Lediglich bei "Gesundheits- und Umweltgefährdung sei ein rechtliches Einschreiten möglich. Gar nicht schwierig, hält die grüne Umweltsprecherin Eva Glawischnig dagegen: "Für diese Maissorte gilt seit 1999 ein Totalverbot und Nulltoleranz. Haupt ist gesetzlich verpflichtet, das Saatgut zu beschlagnahmen." Er habe außerdem ein Weisungsrecht gegenüber Landeshauptleuten. Haider wirft sie "reinen Populismus" vor: "Er wartet jetzt noch drei Wochen zu, bis der Mais ausgeblüht ist." Wenigstens vermehren kann er sich nicht, versichern die Experten. Es seien ausschließlich Hybridpflanzen am Wachsen. Wie ihre Vernichtung in Kärnten abgewickelt werden soll, ist auch nicht ganz klar: Die Firma Pioneer, die den Genmais in Umlauf gebracht hat, rückt die Saatlisten nicht heraus. Das ärgert Haider, der nach wie vor sämtlichen ausgesäten Genmais Kärntens vernichten will: Er hat gegen Pioneer Anzeige erstattet. Vernichtet kann also nur der Genmais werden, den die betroffenen Bauern selber als solchen erkennen und abgeben. Von rund 1000 vermuteten Hektar Saatfläche sind ganze 19 bekannt. Auch nicht sehr ermutigend: Der Bund will für eventuelle Entschädigungszahlungen nicht aufkommen, schließlich, so Haupt, sei Naturschutz Ländersache. (kob/horn)(DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2001)