Salzburg - Ab Samstag, 17 Uhr, begann die Exekutive die Salzburger Innenstadt und speziell den Bereich um das Kongreßhaus, wo am Sonntag der dreitägige Europagipfel des Weltwirtschaftsforum (WEF) beginnt, großräumig abzuriegeln. Die Einsatzkräfte - insgesamt sollen bis zu 3.000 Beamte im Einsatz sein - haben zwei Sicherheitszonen verhängt. Zutritt erhalten nur jene Personen, die "ein berechtigtes Interesse" nachweisen können, beziehungsweise "glaubhaft" machen können, keine Störaktionen zu planen. Auch an den Grenzen, wo bis zum Ende des Wirtschaftstreffens wieder Personenkontrollen durchgeführt werden, kommt es zu Behinderungen. Am Grenzübergang Walserberg erreichte der Rückstau zehn Kilometer. Die übliche Blockabfertigung vor dem Tauerntunnel ist jedoch nur auf den starken Reiseverkehr zurückzuführen. Sie hat mit den Maßnahmen der Exekutive nichts zu tun.Aufregung über "Times"-Bericht Laut Rudolf Gollia, Sprecher des Generaldirektors für öffentliche Sicherheit, verlief der Einsatz bis Samstag nachmittag programmgemäß. Es seien zwar einige hundert Aktivisten nach Salzburg gereist, die Lage wäre aber ruhig geblieben. Auch bei zwei kleinen Demonstrationen, die von der "Kulturkarawane" initiiert worden seien, habe es keine Zwischenfälle gegeben. Für Unruhe unter den Teilnehmern des von ATTAC organisierten "Gegengipfels", der am Samstag im Brunnauerzentrum der Salzburger Arbeiterkammer abgehalten wurde, sorgte lediglich eine Meldung der britischen Tageszeitung "The Times", nach der die Polizei in Salzburg bereit sei, Schußwaffen gegen Demonstranten einzusetzen. Gollia dementierte dies umgehend, das Zitat wäre aus dem Zusammenhang gerissen worden und habe sich nur darauf bezogen, dass in Österreich die Exekutive immer bewaffnet sei, in Großbritannien aber nicht. Beschwerden aus der Bevölkerung Auch das immer wieder kolportierte Gerücht, die Polizei plane Panzer einzusetzen, wies Gollia zurück. Gegenüber dem "STANDARD" räumte er jedoch ein, dass man ein gepanzertes Fahrzeug von der bayerischen Polizei angefordert habe, "um im Notfall verletzte Polizisten und Demonstranten aus dem Gefahrenbereich bergen zu können." Bei der Salzburger Bevölkerung selbst stößt der massive Polizeieinsatz nicht nur auf Zustimmung. Die Beschwerden, welche bei verschiedensten Medienvertretern eintreffen, reichen von Klage über die Lärmbelästigung durch nächtliche Hubschrauberflüge bis zu anzüglichen Blicken und Pfiffen von Beamten in Richtung der weiblichen Bevölkerung. Der von Anti-WEF-Gruppen eingerichtete elektronische Nachrichtendienst spricht von "derben Einschüchterungsversuchen" der Polizei gegenüber jungen Aktivisten. Tätliche Auseinandersetzungen wurden auch von dieser Seite nicht gemeldet.