Wie anders die Sache im Hirsch'n Wirt ist, merkt man nicht auf Anhieb: Zuerst einmal ist das beschauliche Nest Irdning im oberen Ennstal nicht so sehr viel anders als andere beschauliche Nester; dann tut sich das Gasthaus Hirsch'n Wirt am Ortsrand auch nicht besonders hervor, man tritt ein, stellt fest, dass für so ein kleines Gasthaus mit nur vier Tischen eigentlich sehr viel rustikal-kitschige Verbrämung sowie eine ganze Menge Wein- und Schnapsflaschen Platz fanden. Und Letzteres ist dann zumindest schon einmal ein Verdachtsmoment, der sich in einem bis zu fünfstündigen Festmahl der außergewöhnlichen Art samt Abspielen einer CD, auf welcher der Chef sein Credo und Danksagungen an die großen Köche der Welt brüllt, verdichten kann.Dietmar Dorners oberstes Ziel ist es jedenfalls,... ... kein Kopist und "Allerweltskoch" zu sein, weshalb er eine Küchenphilosophie namens "cuisine intuitive" ersann, die im Wesentlichen besagt, dass Kochen nicht nur die Zubereitung von Nahrung ist, sondern "eine Einstellung, ein Bekenntnis zu allem, was gefällt, was schön ist, das Wohlbefinden fördert und die Sinne beflügelt". Man begreift in Folge recht rasch, dass es sich bei Dietmar Dorner wohl um einen der ungezügeltsten, kompromisslosesten und enthusiastischsten Köche des Landes handelt. So etwa kocht der 30-Jährige, der zuvor im Schloss Fuschl,... ...bei Heinz Winkler, bei Hasi Unterberger und bei Rainer Husar arbeitete, nahezu ohne Salz und entlockt den Gerichten ihren Geschmack nur mithilfe von Weinreduktionen und immer einer leichten Säure: "Da kannst zehn Teller essen, hast dann zwar keinen Hunger mehr, aber es geht noch." Außerdem bietet er ungefähr 80 Prozent seiner 370 Posten umfassenden Weinkarte (Steiermark ziemlich komplett) glasweise an, und ungefähr 80 führt er überhaupt nur, weil sie ihm haargenau zu einem speziellen Gericht passen. Als Amuse-gueule kommt dann da etwa eine Creme namens geeistes Rührei mit Lachskaviar, serviert in einer Eierschale. --> ...lauwarmes Lachscarpaccio...