Wien - Durch eine Gesetzesänderung im Vorjahr hat sich der Neubau von Mietwohnungen um bis zu acht S/m² verteuert. Herbert Ludl, Chef der Sozialbau, Österreichs größter gemeinnütziger Wohnbaugesellschaft, beklagt, dass sich die Wohnungskosten im Neubau von derzeit 90 S/m² (6,5 EURO) Richtung 100 S/m² bewegen. Das habe zur Folge, dass 25 Prozent der Mieter bereits bei Wohnungsbezug Beihilfeempfänger seien, sagte Ludl bei der Bilanzpressekonferenz. Die schwarz-blaue Regierung hat im Vorjahr im Wohnungsgemeinnützigkeitgesetz (WGG) festgeschrieben, dass die gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften, die reine Mietwohnungen errichten, maximal 50 EURO/m² Eigenmittel von den Bewohnern verlangen dürfen, andernfalls muss ab dem zehnten Jahr eine Eigentumsoption gewährt werden. Die Sozialbau, die derzeit 42.672 Wohnungen verwaltet, will aber weiter überwiegend Mietwohnungen anbieten. Sie verlangt nun 45 EURO/m² Eigenmittel und bekommt für eine 100 m²-Wohnung daher nur knapp 62.000 S Eigenmittel vom Bewohner. Die Differenz zu den Herstellungskosten müssen über Eigenmittel der Sozialbau und höhere Mieten hereingebracht werden. Die hohe monatliche Belastung habe auch zur Folge, dass im Neubau der Wohnungswechsel am größten sei, berichte Ludl. Um die finanziellen Belastungen für die Mieter gering zu halten, setzt die Sozialbau verstärkt Eigenmittel ein. Das bringe aber mit sich, dass das Ergebnis in den nächsten Jahren sinke. Im Vorjahr ging es um neun Prozent auf 75,2 Mio. S zurück. Den geplanten Verkauf der Bundeswohnungen an die Mieter wertet der Sozialbau-Chef als "Pflanzerei". Sein Argument: Die Hürde, dass mindestens 25 Prozent der Hausbewohner einem Kauf zustimmen, werde im Schnitt nicht erreichbar sein. Kritik Mit Kritik bedachte Ludl auch den eigenen Verbandsobmann, Karl Wurm. Im Unterschied zu Wurm sei er gegen eine WGG-Änderung, wodurch bei Neuvermietungen eine höhere Miete eingehoben werden sollte. "Wenn der Finanzminister für seine Gesellschaften einen höheren Ertrag will, wird er bei uns keine Unterstützung finden", stellt Ludl klar. Und wenn eine derartige Änderung käme, sollte diese für alle Häuser gelten und nicht nur für jene, die dem WGG unterliegen. Trotz der gestiegenen Energiekosten (plus 14,9 Prozent) konnte die Sozialbau die Mieten in ihrem Bestand im Schnitt um 4,4 Prozent senken. Möglich wurde das, weil die Erhaltungs- und Verbesserungsbeiträge um zehn Prozent reduziert wurden. Die gesamten Umsatzerlöse kletterten im vergangenen Jahr auf 439 (1999: 402) Millionen Schilling. (cr, DER STANDARD, Printausgabe 6.7.2001)