Die Angriffe auf die Pressefreiheit nehmen weltweit zu. Direkte Zensur, Rechtsverfahren und Verhaftung von Journalisten sowie Unterbindung der Arbeit unabhängiger Medien und Gesetze zur Unterdrückung kritischer Meinungen werden in zahlreichen Ländern angewendet, hebt der Jahresbericht 2000 über die Lage der Menschenrechte in der Welt hervor, den das Europäische Parlament am Donnerstag in Straßburg vorstellte. Nach Angaben der Berufsverbände kamen im vergangenen Jahr rund 63 Journalisten bei der Ausübung ihrer Tätigkeit um, über das letzte Jahrzehnt fanden mehr als 1000 Journalisten, vor allem beim Einsatz in Konfliktgebieten, den Tod. Gezielte Morde In den meisten Fällen handelte es sich um gezielte Morde in Ländern, in denen Terrorismus und Gesellschaftskonflikte virulent sind. Insbesondere nennt der Bericht den Iran, China, Kuba, Kongo, Angola, Kolumbien, Pakistan und Weißrussland. Aber auch in Europa wird Druck auf die Meinungsfreiheit ausgeübt, wenn auch in weniger gefährlicher Form für Leib und Leben. Der finnische Berichterstatter Matti Wuori (Grüne) verwies darauf, dass trotz verfassungsrechtlicher Garantien auch in "gefestigten Demokratien" politische Einmischungsversuche in den Medien oder eine Beschränkung der Meinungsfreiheit durch bestimmte Vorschriften stattfänden. Zwar ist die Lage in den EU-Staaten nicht Gegenstand des Berichts. Wuori nannte aber als Beispiel Silvio Berlusconis Vermischung von politischer Macht und Medienkonzentration. Der Blick braucht gar nicht so weit über die Grenzen der EU hinaus zu schweifen, um Behinderungen der Pressefreiheit festzustellen. Ausdrücklich verweist der Bericht darauf, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in einigen osteuopäischen Kandidatenländern nur als "Sprachrohr" der Regierung verstanden werde. Ein zu großer Einfluss der Regierungsparteien auf die Sender wird etwa in Tschechien, Ungarn oder Bulgarien befürchtet. Hier müsse eine "wirklich unabhängige Aufsichtsbehörde" eingerichtet werden. Weitere Gefahren seien die zunehmende Vermischung von Information und Unterhaltung sowie die Medienkonzentration. (APA)