Wien/Schwechat - Gestrandet im Niemandsland, kein Weg vor, kein Weg zurück. Jährlich bleiben rund 3000 Flüchtlinge und Asylwerber im Transitbereich am Flughafen Wien-Schwechat stecken, weil sie keine gültigen Dokumente für eine Einreise nach Österreich besitzen. Bis zur Klärung, ob Asylanträge überhaupt eine Chance haben oder eine Weiterreise genehmigt wird, können bis zu acht Wochen vergehen. Der Transitbereich darf nicht verlassen werden. Die Unterbringung der Menschen liegt seit Jahren im Argen. Vier engagierte Architekturstudenten der Technischen Universität Wien (Institut für Wohnbau) haben nun das triste und menschenunwürdige Niemandsland aufgemöbelt. Ruhe und Privatsphäre Wo bis vor wenigen Tagen die Qual des langen Wartens auf Bänken ausgesessen werden musste, befinden sich jetzt acht helle Kojen, die nicht nur Ruhe- und Schlafmöglichkeit bieten, sondern Menschen in einer Notsituation auch ein kleines Stück Privatsphäre gewähren. Geplant, designed, hergestellt und aufgebaut wurden die Kojen von Sylvia Spernbauer, Robert Stadlbauer, Johannes Putzer und Christian Weinhäupl. Die Idee der (fast fertigen) Architekten entsprang einer Aktion des ORF-Jugendsenders FM4, der zu Weihnachten im Rahmen der Aktion Licht ins Dunkel Spenden für den Caritas-Sozialdienst am Flughafen gesammelt hatte. "Das Innenministerium zeigte sich sofort interessiert", so Stadlbauer. Über Sektionschef Wolf Szymanski wurden schließlich Genehmigung und Finanzierung (70.000 Schilling/ 5087 Euro) eingefädelt. "Der Aufbau hat eine Nacht gedauert. Als wir fertig waren, ist gleich eine Flüchtlingsfamilie mit zwei Kindern eingezgen", erzählt Putzer. Nachsatz: "Wir legen Wert darauf, dass unsere Arbeit nur der erste Schritt zur Verbesserung der Situation sein kann. Noch immer müssen Menschen im Flughafentransit auf dem Boden schlafen." Das weiß auch Innenminister Ernst Strasser (VP), der dem Quartett am Donnerstag gemeinsam mit dem Wiener Caritasdirektor Michael Landau und Sektionschef Szymanski Dank und Anerkennung aussprach. In seinem Büro in der Wiener Herrengasse bot Strasser den engagierten Studenten sogar eine Mitarbeit bei der geplanten Neugestaltung des Flüchtlingslagers Traiskirchen an. Auch für den zweiten schrecklichen Notbehelf "Sondertransit" - sechs mit Stacheldraht abgegrenzte und mit Stockbetten vollgepferchte Baucontainer beim Flughafen - soll nun endlich eine Lösung gefunden werden, kündigte Szymanski an. Caritas-Chef Landau: "Es geht um Gerechtigkeit und Menschenwürde, nicht um Almosen." Die Caritas betreut am Flughafen seit zehn Jahren in Not geratene Menschen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. 7. 2001)