Leoben/Wien - "Gibt's denn so viel Biomasse in Österreich?" Das sei "zu meiner Verblüffung die einzige relevante Frage der Wienstrom bei den Verhandlungen über ein Biomasse-Großkraftwerk in Wien" gewesen, wundert sich der grüne Wiener Klubobmann Christoph Chorherr.

Donnerstagmittag stand Chorherr nun "an der grünen Ölquelle", dort, wo die Biomasse nur so sprudelt: in den Mayr-Melnhof Säge- und Hobelwerken in Leoben. "Die ersten 10.000 Raummeter zum Probieren können S' gleich mitnehmen", grinste Sägewerksdirektor Anton Cresnar.

Denn abgesehen davon, dass sich niemand je fragt, wo man in Österreich genug Öl oder Gas für ein Kraftwerk auftreiben kann: "Die Idee, ein Großkraftwerk mit Biomasse zu beliefern, wäre absolut interessant", versichert Cresnar. So interessant, dass er sich sogar vorstellen könnte, "eine Ausfallshaftung zu übernehmen; dass etwa bei einem Gebrechen wir dafür sorgen, dass der Rohstoff von woanders angeliefert wird". Denn allein das Mayr-Melnhof-Sägewerk in Leoben könnte den gesamten Bedarf eines Wiener Biomassekraftwerkes abdecken: "Wir schneiden pro Jahr eine Million Festmeter Holz - und produzieren rund eine Million Raummeter Hackgut."

Gleichzeitig hätten auch die Bundesforste, die mit 25 Prozent am Werk beteiligt sind, großes Interesse: "Das würde sich im Jahreszyklus hervorragend ergänzen. Gerade im Winter, wenn das Werk die Biomasse selbst zum Heizen benötigt, fällt bei uns besonders viel Hackgut bei den Schlägerungen im Wald an", erläutert Hermann Schmiederer von der Bundesforste AG.

"Und das ist nur einer von mehreren Biomasseproduzenten", betont Chorherr. Der direkte Bahntransport wäre hier jedenfalls garantiert. Ebenso wäre gesichert, "dass mit einem Biomassekraftwerk zig Millionen Schilling an Wertschöpfung im Land bleiben und nicht exportiert werden", betont Chorherr. Die Entscheidung, ob und wie das Biomassekraftwerk errichtet wird, soll Anfang 2002 fallen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. 7. 2001)